Draußen vor der Tür
Was wäre, wenn? Die Brüder Jeanpierre und Luc Dardenne zeigen unterschiedliche Menschen, denen Leid unterschiedlich nahe geht.
Die junge Ärztin Jenny Davin (Adèle Haenel) vertritt für einige Monate einen erkrankten Hausarzt. Der nächste Karriereschritt steht unmittelbar bevor: Sie hat sich für eine Stelle an einer Klinik beworben und sich gegen 23 andere Interessierte durchgesetzt.
Jetzt will noch der heutige Arbeitstag nachbereitet werden. Ein junger Patient erlitt in der Ordination einen epileptischen Anfall. Ihr Praktikant Julien (Olivier Bonnaud), ein Medizinstudent, nicht weit vom Abschluss entfernt, versteinert zur Salzsäule: Er ist unfähig, dem Buben zu helfen. Da läutet es an der Ordinationstür. Julien will aufmachen, Jenny hält ihn zurück: Es ist eine Stunde nach Ordinationsschluss. Man steht nicht rund um die Uhr zur Verfügung! Die Szene zwischen Jenny und Julien eskaliert. Er erklärt, er schmeiße den Bettel hin.
Am nächsten Tag erwarten zwei Polizisten die junge Ärztin vor der Ordinationstür. Ist die Videokamera in Betrieb? War gestern etwas Besonderes los? Sie rückt die Videoaufzeichnungen heraus. Ein paar Tage später zeigt ihr die Polizei die Aufnahme einer jungen Frau, die an der Ordinationstür läutete. Am nämlichen Tag, als sie Julien verbot, den Türöffner zu betätigen. Das „unbekannte Mädchen“, offensichtlich eine Afrikanerin, wurde unweit der Ordination tot aufgefunden. Möglicherweise ermordet.
Das schlechte Gewissen bedrückt Jenny. Was wäre, wenn sie die Tür geöffnet hätte? Jenny verzichtet von heute auf morgen auf den karriereträchtigen Klinikjob, übernimmt fix die Hausarztpraxis und macht sich neben der Polizei auf die Spur des unbekannten Mädchens.
Jean-pierre und Luc Dardenne zeigen Menschen im Großraum Lüttich, denen Leid unterschiedlich nahe geht. Ein beeindruckender Film über die europäische Befindlichkeit.
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