Der King des zivilen Ungehorsams
ZAiviler Ungehorsam gegen den Rechtsstaat? Geht nicht.“Mit diesem harschen Verdikt erteilte Hubert Patterer, der Chefredakteur der Kleinen Zeitung, dem tatkräftigen Widerstand gegen das Grazer Murkraftwerk eine Absage. Patterers Feststellung ist knapp, aber nicht klar. Meinte er seine Aussage empirisch-faktisch? Dann wäre sie zweifellos falsch. Seit ein Essay des Us-amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau um die Mitte des 19. Jahrhunderts posthum mit „Ziviler Ungehorsam“betitelt wurde, hat dieser Begriff Karriere gemacht. Er kennzeichnet vorrangig eine Form des Widerspruchs im demokratischen Rechtsstaat, die illegal anmutet, jedoch durch Gewaltfreiheit, öffentliches Auftreten und ausgeprägten Gemeinsinn der daran Beteiligten charakterisiert ist. Oder wird der zivile Ungehorsam aus ethischen Gründen abgelehnt? Auch dies überzeugt nicht: Niemand Geringerer als der Bürgerrechtsaktivist und Nobelpreisträger Martin Luther King Jr. befürwortete, verteidigte und praktizierte zivilen Ungehorsam. Er tat dies, um seine Mitbürger wachzurütteln. Er wollte ihnen das gesetzlich verankerte Unrecht der Segregation und die amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam drastisch vor Augen führen. King wurde als Extremist und Landesverräter verunglimpft und um die zwanzig Mal ins Gefängnis gesteckt. m 4. April 1968 wurde Martin Luther King ermordet. Fünfzehn Jahre später wurde ein Gesetz verabschiedet, das einen „Martin Luther King Day“als nationalen amerikanischen Feiertag einführte. Seit 2011 steht in Washington, D.C. unweit des Weißen Hauses ein gigantisches Denkmal zu Ehren des Baptistenpastors.
Martin Luther King wurde zu einem Helden der Gerechtigkeit und der Humanität, weil er die berechtigten Aggressionen diskriminierter Menschen in konstruktive, gewaltfreie Bahnen lenkte. Durch den massenhaften zivilen Ungehorsam der Bürgerrechtsbewegung wurde die amerikanische Gesellschaft auf markante Weise positiv verändert.
Durch den massenhaften zivilen Ungehorsam wurde die amerikanische Gesellschaft auf markante Weise positiv verändert.