Schlepper ködern über das Internet
Europol-spezialisten zogen Jahresbilanz in Sachen Schleppertum. 90 Prozent jener Migranten, die nach Europa kommen, finden die Kontakte in Netzwerken.
Die Schlepperei wird zum am schnellsten wachsenden kriminellen Segment, zog das Europäische Zentrum zur Bekämpfung der Schlepperei (EMSC) von Europol nach dem ersten Jahr des Bestehens ernüchternde Bilanz.
Laut Jahresbericht wurden 17.400 Schlepper identifiziert. Und: „Mehr als 90 Prozent der Migranten, die nach Europa kommen, haben die Dienste von Schleppernetzwerken beansprucht“, stellte Europol-direktor Rob Wainwright fest. Die Schlepper würden mit der Migrationskrise Massenprofite einfahren, die Top Ten der Schlepper stellen Türken, Syrer, Rumänen, Bulgaren, Ägypter, Iraker, Ukrainer, Polen, Briten und Senegalesen. „Fast alle Gruppen sind multinational“, Emsc-leiter Crepinko.
45 Emsc-spezialisten haben über 2000 internationale Ermittlungen eingebracht, ein Viertel davon hatte mit Dokumentenfälschungen zu tun. Auch die Liste der für Menschenschmuggel verdächtigen Schiffe ist auf über 500 angewachsen. Dabei verwenden die Schlepper auch seeuntaugliche Schiffe oder setzen auf ausgemusterte Fischerboote. Für die Reise am Landweg werden speziell adaptierte Lkw verwendet, inzwischen werden aber ebenso vermehrt Züge oder Flugzeuge benutzt.
Die Emsc-experten sind auch im Web tätig, nachdem die kriminellen Netzwerke ihre Aktivitäten über Social-mediaplattformen in die Wege leiten. Robert Die Ermittlungen in diesem Segment stellten einen Schwerpunkt der Arbeit der Spezialistengruppe dar. Es wurden dabei insgesamt über 1150 Accounts identifiziert, über die Migranten rekrutiert werden – 2015 waren es „nur“148 gewesen.
aus dem vergangenen Jahr zeigten auch auf, wie sich die Aktivitäten der organisierten Kriminalität den immer restriktiveren Grenzschutzmaßnahmen der Behörden in den Transit- und Zielländern angepasst haben: So fand sich im Laufe des Jahres 2016 an den beiden Hauptkorridoren, der östlichen und der zentralen Mittelmeerroute, eine signifikante Schmuggelaktivität. Innerhalb der kriminellen Netzwerke seien drei Arten von Perresümierte sonen tätig: Zum einen Führungskräfte, die die Aktivitäten auf den Schmuggelrouten strategisch koordinieren. Daneben Organisatoren, welche die Aktivitäten vor Ort mit ihren persönlichen Kontakten verwalten. Wichtig seien aber auch Vermittler, die in den Herkunftsländern über die sozialen Netzwerke ihre „Kunden“suchen.