Das gewohnte Gefühl des Wartens
Anna Veith weiß nach ihrer Knie-op, was sie erwartet: Das Warten darauf, ob der Heilungsprozess verläuft wie erhofft.
Um zu erklären, wo bei Anna Veith das Problem liegt, hält ihr Arzt Christian Hoser ein Plastikmodell eines Knies in die Höhe, fährt mit dem Finger über die lange Sehne, die sich über die Kniescheibe spannt. Es ist die Patellasehne, die große Schwachstelle der Salzburgerin, die sich vier Jahre lang schmerzvoll im Training bemerkbar gemacht hatte, ehe sich Veith „schweren Herzens“für den Eingriff am Dienstag entschied. Nun drohen sechs Monate Pause. Vielleicht mehr. Vielleicht auch weniger.
Im Oktober 2015 hatte sich Österreichs Skistar mehrere Bänder im rechten Knie gerissen, 646 Tage lang hat Veith kein Rennen bestritten. Nun war die Patellasehne im linken dran. Training ist damit vorerst gestrichen, zwei Wochen geht es auf Krücken weiter, danach wird von Tag zu Tag entschieden, was geht. Die Ungewissheit ist groß. Und die Fragen bei der gestrigen Pressekonferenz vor der Abreise aus der Privatklinik Hochrum zielten alle in eine Richtung: Wie geht es weiter? Und: Wieso geht es weiter?
Ich wollte nicht so aufhören, das war mir schon nach der ersten Verletzung klar“, sagt Veith. Ihr Blick richtet sich nach vorn. Wie gewohnt. Das Gefühl des Wartens ist ein schon vertraut. „Ich muss einfach positiv denken. Ich weiß, dass auch die letzte Verletzung sehr schwer war. Das macht es zwar nicht unbedingt leichter. Aber ich habe viele Leute, die an mich glauben“, setzt die zweifache Gesamtweltcupsiegerin fort.
Einer, der nicht an den Weg Veiths glaubt, ist Marc Girardelli. Die Skilegende aus Luxemburg wurde einst selbst an der Patellasehne operiert – und verkündete als Kolumnist der Graknie tiszeitung „Heute“: „Es brachte genau nichts. Der Weg zurück wird brutal schwer für Anna Veith.“
Mit dem Vorwurf, die Operation könnte nutzlos sein, konfrontiert, erwiderte ÖSV-ARZT Hoser: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht,