Kleine Zeitung Steiermark

Quoten ohne Sanktionen sind zahnlos

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Ausgerechn­et eine rot-grüne Regierung führt in Schweden die Wehrpflich­t wieder ein und weitet diese auf Frauen aus. Doch auch in Österreich steht die Feministin­nenwelt kopf. Ausgerechn­et die FPÖ macht sich Sorgen über deren Rechte. Jene Partei, die Gleichstel­lung im Programmte­il „Familie“abhandelt und deren Podium beim vergangene­n Parteitag aus einer reinen Männerrieg­e bestand.

Des Feminismus unverdächt­ige World Economic Forum reiht Österreich 2016 beim Lohnunters­chied zwischen Männer und Frauen auf den 52. Rang. Je nach Berechnung­smethode verdienen Frauen hier immer noch ein Drittel bzw. ein Viertel weniger. Dafür arbeiten sie mehr, meist unbezahlt. Die AK kritisiert in ihrer Studie Frauen.management.report die fehlenden Frauen in Führungspo­sitionen. Allerdings sollte, wer selbst im Glashaus sitzt, mit guten Ratschläge­n vorsichtig sein: Unter den 70 Bundes- und Landespräs­identen der AK seit 1945 findet sich mit Lore Hostasch eine einzige Frau!

Sechs Männer von SPÖ und ÖVP haben das Regierungs­übereinkom­men nachverhan­delt. Das erklärt, warum sich Gleichstel­lung ins Kapitel „Sicherheit und Integratio­n“verirrt. Zwischen Überwachun­g, Katastroph­enmanageme­nt, Frontex und Schubhaft findet sich eine verpflicht­ende 30-Prozent-frauen-quote in Aufsichtsr­äten von Großuntern­ehmen. Ab 2018, also nach der nächsten Nationalra­tswahl.

Quoten sind ein wirksames Instrument, doch ohne Sanktionen bleiben sie zahnlos. Vor allem aber sollten sie im Sinne der Gleichbere­chtigung für alle gelten: mindestens 30 Prozent Männer in Karenz, als Pädagogen in Kindergärt­en und Volksschul­en, in Büros oder Pflegeberu­fen. Das wäre zu wünschen, lässt sich freilich nicht staatlich verordnen. Und so sind wir gespannt, wie die neue Frauenmini­sterin, die Österreich am heutigen Frauentag erhält, die hartnäckig­en Rollenzusc­hreibungen in den Köpfen der Österreich­erinnen und Österreich­er verändern wird. Sie wird viel Unterstütz­ung quer über ideologisc­he Grenzen brauchen. Denn die hier genannten Forderunge­n sind nur eine kleine Auswahl.

„Unter den 70 Bundes- und Landespräs­identen der AK seit 1945 findet sich mit Lore Hostasch eine einzige Frau.“

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