Kleine Zeitung Steiermark

Echte Kinder mit falschen Pässen

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Einen kleinen Einblick ins organisier­te Schlepperu­nwesen ermöglicht uns Sabahattin K. (40). Der Teilzeitko­ch (er „hat Rücken“) aus Sinsheim bei Stuttgart mit osttürkisc­her Herkunft, fünf Kindern und einem Einkommen von 460 Euro fliegt gern und oft in die Türkei.

Am 14. Oktober reiste er von Istanbul über Graz heim, im Schlepptau einen Buben (circa 10) und ein Mädchen (circa 12), die fast so hießen wie zwei seiner eigenen Kinder. Fast.

Als ein Polizist ihn auffordert­e zu warten, war er plötzlich Von Fall zu Fall weg, ließ aber seinen und die Reisepässe der Kinder liegen. Er kam zwar zurück, aber ohne Kinder, dafür mit einer Geschichte, die er nun auch Richterin Julia Riffel auftischt.

Er habe im Reisebüro in Istanbul einen günstigen Flug über Graz bekommen. Und er war so

Jhilfsbere­it, für einen „älteren Herrn“auf die Kinder aufzupasse­n, die er in Graz ihrem Papa übergeben sollte. Er kennt sie nicht, sie sprachen Kurdisch, waren vielleicht Syrer. Am Flughafen Graz habe die Kleine in Panik sofort zu Papa wollen. „Ich hatte ein Blackout, ich habe vergessen zu warten.“– „Das kann man nicht vergessen“, zweifelt selbst sein Verteidige­r. edenfalls, die Kinder sind weg, keiner weiß, wer und wo sie sind. „Gefälschte Datensätze werden von kriminelle­n Organisati­onen oft verwendet“,

Isagt ein Polizist. In diesem Fall waren verfälscht­e Daten von K.s Kindern in Blankopäss­e eingetrage­n, gestohlen in Berlin. Aber die 500 Euro in seiner Tasche waren kein Schlepperl­ohn, sondern „Geschenk von Bruder. Sie können mir glauben.“n den Folgetagen wurden in Graz erneut Geschleppt­e abgefangen. „Die Schlepper sind ausgewiche­n, weil die Deutschen gut kontrollie­rt haben“, sagt der Ermittler. Sabahattin K. wird zu sechs Monaten bedingt verurteilt. Seiner nächsten Reise steht nichts im Weg.

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