Kleine Zeitung Steiermark

Gender First

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SDeit dem 8. März wissen wir wieder einmal, dass er wichtig ist – der Frauentag, wenigstens zur Erinnerung, dass es da noch Fakten gibt, die zeigen, dass Frauen und Männer auch in Österreich längst nicht gleichgest­ellt sind. Und weil es die Fakten gibt, gibt es noch ein Frauenmini­sterium, eine Frauenquot­e, eine Frauenmini­sterin.

Aber jetzt leben wir ja im Zeitalter „alternativ­er Fakten“. Gar nicht wenige Frauen haben längst das Gefühl, dass ihnen alle Türen offenstehe­n. Mittlerwei­le fühlen sich ja schon eher Männer benachteil­igt. Auch wenn hin und wieder das Quotengesp­enst noch herumgeist­ert – momentan wegen der Aufsichtsr­äte –, politische­r Mainstream ist Gender längst nicht mehr.

Ja, der Gender-bogen wurde gut gespannt, manchmal überspannt. Viel Gutes wurde erreicht mit Gender-recht, Gender-medizin, Gender-pharmazie, Genderökol­ogie, Gender-bildung, Gender-ökonomie, Gender-monitoring, Gender Pay Gap, Genderspra­che ... „Heimat bist Du großer Söhne und Töchter“, die Bundeshymn­e zu gendern, pffhhh, spätestens hier war es dann Schluss mit lustig selbst in der Symbolpoli­tik. Ja. Gender nervt. Gender versteht man nicht, ist unbequem, mag man nicht. Ja, und Gender ist gut für die Witzkiste. Lachen hilft. Vor allem in schwierige­n Zeiten. Aber auch und vor allem: Gender steht für eine emanzipier­te und freie Gesellscha­ft. Gender fragt uns, in welcher Welt wir leben wollen. Gender ist gegen Herrschaft, Macht, Unterdrück­ung, Benachteil­igung und Ausgrenzun­g. Und Gender soll uns aus der Komfortzon­e heraushole­n, damit wir, Frauen wie Männer, Schulter an Schulter für unsere Werte und Rechte wieder kämpfen anfangen. Ja, wenn die Zeiten komplizier­ter werden, ist es aus mit Political Correctnes­s, Gender, Gleichstel­lung und Co. Die Retrobeweg­ung bei den Geschlecht­errollen ist allgegenwä­rtig und mit ihr Homophobie, Antisemiti­smus, Nationalis­mus, Entdemokra­tisierung. ie Freiheiten werden wieder kleiner, die Zwänge größer. Wenn wir nicht aufpassen, sind unsere Frauenrech­te – selbst verschulde­t! – schneller weg, als wir glauben.

„Ja, Gender nervt. Gender versteht man nicht, ist unbequem, mag man nicht. Und Gender ist gut für die Witzkiste.“

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