„Leibhaftig“vor den Kandidaten
Premiere gestern für Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Graz: Er lernte erstmals Sub-auspiciiskandidaten kennen und überreichte ihnen die Ringe.
Besser hätte sein erster Termin als Zuhörer bei einer feierlichen Promotion gar nicht ausfallen können gestern: Als Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei schönstem Sonnenschein vor der Rampe der Grazer Karlfranzens-universität aus dem Auto stieg, wurde er von Rektorin Christa Neuper und Studien-vizerektor Martin Polaschek in ihren gelb-schwarzen Roben empfangen: Erstmals war er geladen, einer „Promotion sub auspiciis praesidentis“(unter den Augen des Präsidenten) beizuwohnen und dabei Ringe zu überreichen.
„Es ist eine Premiere für mich“, bekannte er in der Aula vor eher schütter besetzten Reihen. Noch nie habe er „leibhaftig“solche herausragenden Kandidaten gesehen. „In 32 Jahren als Professor an der Universität ist mir das nicht passiert“, erzählte er launig und fügte sinnierend hinzu: „Vielleicht gibt es unter Wirtschaftswissenschaftlern gar keine ...“
Der neue Bundespräsident war ohne großes Polizei-tamtam vorgefahren. In althergebrachter Sitte schritt er Seite an Seite mit der Rektorin hinter der Prozession akademischer Würdenträger in deren zunftartigen Talaren in die helle Aula. Einen Extraplatz gab es für ihn (anders als bei Vorgängern) nicht. Rechts vom Mittelgang saß er neben Landtagspräsidentin Bettina Vollath, links von ihm Christopher Drexler in Vertretung des Landeshauptmanns, der mit seinem Stellvertreter derzeit in China ist.
der Aula relativ wenige offizielle Vertreter anwesend, als einziger Rektor einer benachbarten Uni war Hellmut Samonigg (Medizin) dabei. Die Technische Universität Graz, die im Bereich der Zwillingsfa- kultät Naturwissenschaften mit der Uni zusammenarbeitet, war gar nicht vertreten.
Van der Bellen ignorierte sein vorbereitetes Redeskript und ging in freier Rede vor allem auf die herausragende Leistung der beiden Kandidaten aus den Naturwissenschaften ein. Er erinnerte, dass diese Würdigung, die einst vom Kaiser eingeführt wurde und vor genau 65 Jahren von der 2. Republik wiederbelebt worden war, vor allem eine bescheidene Anerkennung der unglaublichen „Kombination an Fähigkeiten und Willen“der Kandidaten sei. „Ich hätte das nicht zusammengebracht“, scherzte er. Nach der offiziellen Promotion durch Vizerektor Polaschek war dann der Höhepunkt die feierliche Überreichung der Ringe an Martha Gschwandtner und Daniel Kraft durch den Bundespräsidenten.
Als das noch ungewohnte Protokoll nach einer Stunde beendet war (der Doktorvater von Daniel Kraft, Wolfgang Ring, spielte selbst Cello mit dem Uni-orchester), gehörte die Aula den Kandidaten, deren Familien und Freunden.