Kleine Zeitung Steiermark

Ein Triathlon ist nichts gegen diesen Kampf

Vor einem Jahr kam Karsten Pfeifer bei einem Triathlon am Röcksee ein Pkw buchstäbli­ch in die Quere. Seither ist er vom ersten Brustwirbe­l abwärts gelähmt.

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Sein „sportliche­r Masterplan“für das Jahr 2016 stand schon bis August, umfasste einen Halbmarath­on, einen Duathlon, drei kürzere Triathlons und zwei 70.3 Ironmans. Das Ziel von Karsten Pfeifer: sich für die Ironman70.3-weltmeiste­rschaft zu qualifizie­ren. Sein Motto: „Wenn du noch alles unter Kontrolle hast, bist du nicht an deinem Limit. Bei den Wettbewerb­en 2016 werde ich mir eine satte Laktatdusc­he gönnen und den Schmerz ,willkommen heißen‘.“

Im Nachhinein läuft es einem bei dieser Formulieru­ng eiskalt über den Rücken: Vor fast genau einem Jahr, am 7. Mai 2016 um 11.55 Uhr, prallte der damals 43-Jährige beim „1/2 Iron Triathlon“am Röcksee (Südoststei­ermark) mit dem Rennrad gegen einen Pkw, der aus einer Nebenstraß­e auf die L 280 in St. Peter am Ottersbach herausgeko­mmen war. Seit jenem Sonntag – es war der Muttertag – ist der Unternehme­nsberater aus Unterföhri­ngen bei München querschnit­tgelähmt. Ab dem ersten Brustwirbe­l. Sprich: Seine Arme kann er noch bewegen, unterhalb der Achseln nichts mehr.

Seine Erinnerung­en an den Unfall reduzieren sich auf ein paar „Schnipsel“, „kleine Bruchstück­e“: Ein Hindernis, das plötzlich ins Blickfeld rückich te. „Ich habe kein Auto vor Augen“, sagt er, er habe nur gesehen, dass da „plötzlich etwas vor mir auftaucht“. Mit 40 km/h auf dem Rad hatte der Triathlet keine Chance. „Ich weiß nur noch, dass ich gebremst und in der gleichen Sekunde geflucht habe, weil ich sofort merkte, ich pack das nicht mehr.“

Warten auf Hilfe. Ein Hubschraub­er. Ärzte, die ihm sagen, dass er operiert wird, Narkose, der Aufwachrau­m und die Lebensgefä­hrtin. Schmerzen „der unterschie­dlichsten Natur“. Fünf Tage lag Karsten Pfeifer auf der Intensivst­ation. „Meine Eltern und die Lebensgefä­hrtin waren da. Da war viel Schlaf, viel Delirium, viel einfach nur den Zustand überstehen.“Die Frage „Wieso mir?“beschäftig­te ihn dagegen nicht wirklich. „Eher, warum hat mich die Autofahrer­in nicht gesehen? Aber ehrlich gesagt habe ich nicht lange darüber nachgedach­t. Ich war sehr viel mit mir und meiner Situation beschäftig­t. Wie geht es weiter? Und dann die ganzen Komplikati­onen, die haben meinen Tag bestimmt.“

Verdammt harte Monate liegen hinter dem gebürtigen Hessen. Am Anfang noch die Hoffnung. „Mein Traum ist es, irgendwann wieder gehen zu können, und so schnell gebe ich die Hoffnung nicht auf “, meinte Pfeifer sieben Wochen nach dem Unfall im Gespräch mit dem Triathlon-magazin „tritime“, in dem er mittlerwei­le selbst immer wieder über seine Erfahrunge­n schreibt. „Ich freue mich, wenn ich etwas kräftiger werde, weniger Schmerzmit­tel nehmen muss und die ersten Ausflüge mit dem Rollstuhl machen kann“, sagte er damals. „Ich weiß, dass nichts erzwingen kann, aber negative Gedanken und negativ eingestell­te Menschen bringen mich nicht weiter, daher schaue ich momentan nur nach vorne und denke ans Gehen und nicht ans Sitzen im Rolli.“

Wunsch – aber nicht Wirklichke­it.

Nicht nur, dass sich an der Diagnose komplette Querschnit­tlähmung nichts änderte. Es gab

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