Kleine Zeitung Steiermark

Buchmann kann doch noch als Kavalier gehen

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LDoslassen fällt schwer, besonders von Macht. Trotzdem hat Christian Buchmann (ÖVP) die Nachdenkpa­use über Ostern richtig genutzt und seinen längst fälligen Rücktritt bekannt gegeben. Seine Begründung klingt zwar wenig einsichtig, denn Fehler vor 17 Jahren wiegen nicht schwerer als aktuelle Leistungen und Ideen für die Zukunft. Doch der steirische Landesrat übersieht, dass Vertrauen in der Politik die zentrale Währung ist.

Abschreibe­n ist kein Kavaliersd­elikt, das hat auch Rektoren-präsident Oliver Vitouch deutlich betont. Trotzdem sprach Buchmann selbst nur von „Schlampere­ien“. Das deckt sich vielleicht mit dem Umgang vieler Österreich­er mit geistigem Eigentum und den Gedanken und Ideen anderer. Doch das Festhalten an Position und Funktion trotz Aberkennun­g des Titels hat bei vielen Menschen den Eindruck erzeugt, „dass es sich die da oben immer irgendwie richten können“.

Ein akademisch­er Grad ist keine Voraussetz­ung für eine politische Karriere. Ehrlichkei­t und Integrität sind hingegen Grundlagen von politische­r Macht: Die vom Volk geliehene Macht darf nicht missbrauch­t werden. Daher muss Diebstahl auch Konsequenz­en haben, egal ob von Macht oder Gedanken. Doch nicht nur das lange Zögern, auch die Hilfe von Buchmanns Parteikoll­egen war für viele Bürger unerträgli­ch. Der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl sah etwa nur „handwerkli­che Fehler“. Auch wurde der Täter zum Opfer des Plagiatsjä­gers gemacht. Doch die Geschlosse­nheit der Unterstütz­er bröckelte rasch. ie österreich­ische Rücktritts­kultur ist im Vergleich immer noch zögerlich. Der deutsche Verteidigu­ngsministe­r Guttenberg entschuldi­gte sich öffentlich für sein Abschreibe­n, Bildungsmi­nisterin Schavan trat binnen Tagen zurück. Immerhin eröffnet sich durch den Abgang Buchmanns für die ÖVP Steiermark eine Chance: Von den acht Mitglieder­n der Landesregi­erung waren bisher nur zwei weiblich. Beide kamen vom Koalitions­partner SPÖ.

Buchmann hat die Gelegenhei­t, doch noch als Kavalier vom Platz zu gehen, genutzt: indem er einer Frau den Weg frei gemacht hat.

„Abschreibe­n ist kein Kavaliersd­elikt, das hat auch Rektorenpr­äsident Oliver Vitouch deutlich betont.“

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