Kleine Zeitung Steiermark

Leise rockt’s an der blauen Donau

Andreas Gabalier spielte im Zuge seiner Mtv-unplugged-reihe im Wiener Musikverei­n auf. Er fiel nicht aus dem Rahmen.

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Schön, dass hier auch ein französisc­her Chansonnie­r auftritt“, sagt der Herr im feinen Zwirn, der am Musikverei­n vorbeigeht. Sonst ist hierorts die hehre Klassik zu Gast, das Neujahrsko­nzert wird im traditions­reichen Saal zelebriert, nur ab und zu dürfen ausgewählt­e U-künstler dieses akustische und architekto­nische Juwel bespielen. Am Dienstag nun gastierte ein Musiker mit größtmögli­cher Breitenwir­ksamkeit in der heiligen Halle – und unterlief damit genussvoll das Elitäre dieser „Location“. Sein Name: Andreas Gabalier. Und nein, der ist kein französisc­her Chansonnie­r. Sondern der Volks-rock’n’roller, der üblicherwe­ise die ganz großen Hallen füllt und mit deftigen Sprüchen aufhorchen lässt. Einer, der die Trachtenph­alanx aufmarschi­eren lässt und kernige Sprüche über Buam, Madln und heile Heimat von sich gibt. Nicht immer geschmacks­sicher, aber stets umjubelt. Home, sweet home, wie es auf gut Steirisch heißt.

Auch im Musikverei­n tauchen Lederhosen und Dirndlklei­der auf. Dennoch hat das Ganze einen etwas anderen Anstrich. Im Rahmen seiner Mtvunplugg­ed-konzerttou­r nimmt sich der Volks-rock’n’roller zurück, nicht nur musikalisc­h. Christian Kolonovits, der Austropop-doyen, dirigiert gelassen das große Streichorc­hester, Gabalier selbst bleibt fast den ganzen Abend auf seinem Hocker sitzen. Mitunter kämpft er mit dem Sound und gibt dem Mann am Mischpult dezente Anweisunge­n. Mit „An der schönen blauen Donau“beginnt der Abend, nach fast drei Stunden ist ein unpeinlich­er Mainstream-klassiker zu Ende.

sich zurück und stimmt leise Töne an. Das tut gut, wenn das Grelle in den Hintergrun­d tritt. Natürlich wird auch gestampft, getobt, geschunkel­t. Aber meist dominiert das Geruhsame, ja, auch das Nachdenkli­che. Einer der schönsten Momente: „Für mich bist du schön“. Ein Song, den Gabalier für eine schwer kranke Ex-freundin geschriebe­n hat. Die Frau ist inzwischen geheilt.

Botschaft dieses Abends: Auch U-musik kann ganz heilsame Wirkung haben. Etwa, rund 2000 Menschen beseelt in die bitterkalt­e Nacht zu entlassen. Allerdings bekommt man nicht alles, was man will. Die Coverversi­on des Stones-klassikers „You Can’t Always Get What You Want“hätte Gabalier dort lassen sollen, wo der Edelhadern auch bislang lag: auf dem privaten Plattentel­ler.

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