Der Frost und die Politiker
SWie ernten oft den wenig ehrenhaften Beinamen Gummstiefel-politiker, wenn unsere Volksvertreter nach mehr oder weniger großen Katastrophen auftauchen, Fotografen stets im Schlepptau. Vor 20 Jahren machte es der damalige Kanzler Viktor Klima vor, zog bei einem Donauhochwasser kurz die Gummistiefel an und ward bald nach dem Fototermin nicht mehr gesehen.
Nach der gestrigen Frostnacht rückten steirische Politiker in Wein- und Obstgärten aus. Nicht in Gummistiefeln, es wäre zu frisch gewesen. Aber auf Fotografen vergaßen auch Lh-stellvertreter Michael Schickhofer und Agrarlandesrat Johann Seitinger nicht. So ein Auftritt will auch gut verkauft sein. Schlecht? Nein. Blieben die Spitzenpolitiker in Graz, schnell hätten sie den Vorwurf picken, sich aus den Tintenburgen nicht herauszutrauen. Sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, ist nicht nur in Ordnung, es ist notwendig. enn die beiden Politiker den gebeutelten Bauern dann zwar moderate Hilfe in Aussicht stellen, aber klarmachen, dass es keine Entschädigungszahlungen wie im Vorjahr geben wird, geht der Vorwurf von billigem Populismus endgültig ins Leere. Dann darf man ihnen auch einmal etwas unterstellen, was von Politikern kaum jemand glauben mag: dass sie’s ehrlich meinen.