Kleine Zeitung Steiermark

Merkel hängt Schulz erneut ab

In Nordrhein-westfalen unterliegt die SPD kräftig, muss die Regierungs­bildung der CDU überlassen und wirkt nun geschockt.

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Martin Schulz trat mit ernstem Gesicht vor seine Partei in Berlin. Der Spd-vorsitzend­e hatte gerade das dritte Debakel seit seiner Übernahme der deutschen Sozialdemo­kraten erlebt und musste sich nun die im Raum stehende Frage gefallen lassen, ob er überhaupt das Zeug dazu hat, Kanzler der Bundesrepu­blik zu werden. Die Frage stellten ihm zahlreiche Journalist­en im Laufe des Abends tatsächlic­h und immer folgte sein stetiger Selbstvert­eidigungss­atz der vergangene­n Wochen: „Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen.“Soll heißen: Ich übernehme meinen Teil der Verantwort­ung für die Niederlage bei den Landtagswa­hlen in Nordrhein-westfalen.

Er selbst hatte die Latte hoch gelegt. Wenn die Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft ihr Amt in Düsseldorf verteidige­n könne, dann werde er am 24. September auch Regierungs­chef in Berlin. So also lag es in der Luft zu fragen, ob er denn nach der Niederlage von Kraft auch bei der Bundestags­wahl unterliege­n werde. Schulz unternahm nicht einmal den Versuch, seine eigenen hohen Ambitionen schönzured­en. Es sei eine „krachende Niederlage“und „ein schwerer Tag auch für mich persönlich.“Er kündigte Anpassunge­n im Wahlprogra­mm an. „Wir werden unser Profil weiter schärfen. Das müssen wir auch“, sagte Schulz im Willy-brandt-haus in Berlin.

Die SPD hat in Nordrheinw­estfalen fast acht Prozentpun­kte im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren verloren, nahezu parallel gewann die CDU im selben Ausmaß dazu. Kraft zog unmittelba­r nach Bekanntgab­e der Prognosen um 18 Uhr die Konsequenz­en und trat von all ihren Parteiämte­rn zurück.

Der bisherige Opposition­sführer und Cdu-spitzenkan­didat Armin Laschet wird deshalb ab heute mit Koalitions­verhandlun­gen beginnen können. Bis zum späten Abend war noch unklar, ob die Linksparte­i die Fünfprozen­thürde überspring­t, den Einzug ins Parlament schafft und damit nur ein Dreierbünd­nis oder eine Große Koalition möglich sind. Nach dem letzten Stand sah es danach aus, als ob sie es nicht schafft und damit es auch für eine Koalition aus CDU und FDP reicht. Eine Regierung mit der AFD hatte Laschet immer ausgeschlo­ssen. Die Rechtspopu­listen hatten den Einzug geschafft, sitzen nun in 13 Landtagen. Der Aufstieg mit zweistelli­gen Umfrageerg­ebnissen scheint allerdings vorerst gestoppt.

scheinen die Hoffnungen auf einen Schulz-effekt bei der SPD. Anders als in Saarland im März und in Schleswig-holstein vor einer Woche dürfte Nordrheinw­estfalen einen Dominoeffe­kt auf Berlin haben. Das liegt auch

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