Zwischen Star und Sternschnuppe
Welche Zeitung auch aufgeschlagen wird, überall scheint er auf: Kurz, der Wunderwuzzi. A star is born? Na ja, es gibt ihn ja schon etwas länger, aber seit Tagen werden von der ÖVP alle geradezu eingeschworen, dass er es zum Kanzler schaffen wird. Er sei „ein Star“, schwärmt ein Vp-landeschef, das „größte politische Ausnahmetalent“, ergänzt ein anderer. Und sie sind sich sicher: „Für ihn werden die Funktionäre laufen, ihn werden die Wähler (= wir) wählen.“Andere wiederum bekleckern den 30-Jähri- Von Mensch zu Mensch gen mit „rechter Karrierist“, fügen aber hinzu, Christian Kern sei ein „linker Karrierist“. Welche Aussichten für die Wähler.
Aber wollen die Wähler überhaupt ein Jahr früher wählen? Aber ja, meinen da all jene, die tagtäglich im politischen Getriebe tätig sind und das Hickhack nicht mehr aushalten. Wie viele das sind? Hundert, 300, einige Tausend Funktionäre? Und der Rest, der nicht im Stundentakt die Sticheleien verfolgt? Eine Frau aus Zwettl meinte in der ZIB zur Neuwahl-forderung des schwarzen Stars trocken: „Für Wahlen haben sie das Geld, für alles andere nicht.“Eine Meinung, die kein Leitartikler teilen wird, aber eine, die zumindest Sp-chef Christian Kern zunächst ernster als die veröffentlichte Meinung nahm, die sich seit Langem Neuwahlen wünscht, aber halt oft weit ent- fernt von der öffentlichen Meinung sein kann. Was es bedeutet, wenn diese Frau aus Zwettl die Mehrheit hinter sich hat? Dann könnte bald die veröffentlichte Meinung und mancher Vp-grande erklären, warum der Star zur Sternschnuppe verkommen konnte. Dann werden es alle eh geahnt haben – zu jung, zu unerfahren, ohne Wirtschaftskompetenz. Und am Wahlabend könnte die heutige Analyse „Hurra, ein Star“drehen in: „In Zeiten wie diesen haben sich die Wähler gegen das Experiment eines Jungstars entschieden.“