Regierung steht bei Pflege unter Druck
Landtag: Drexler will sich heuer mit Heimbetreibern einigen. KP für Kündigung der Verträge.
Die Volksanwaltschaft hat Anfang Mai die Pflegesituation bundesweit angeprangert. In einem steirischen Betrieb waren für 35 Bewohner nur zwei Pfleger in der Nacht abgestellt – in zehn Monaten passierten dort 80 (!) Stürze. Weiterer Kritikpunkt: die Aufnahme von (jungen) psychisch Kranken in Seniorenheimen.
Das und die bisher ergebnislosen Verhandlungen über ein neues Pflegefinanzierungsmodell haben die Grünen auf den Plan gerufen. In einer Dringlichen Anfrage an Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) bohrte Sandra Krautwaschl gestern im Landtag nach. Reichen die Kontrollen? Wann einigt man sich endlich mit den Betreibern? Wieso landen die Kranken in Pflegeheimen? Und: „Die mobile Pflege zu Hause und andere Angebote sind lange vernachlässigt worden.“
Drexler relativierte, jedes der 225 Heime (mit gesamt 13.400 Betten) würde zwei Mal im Jahr vom Land kontrolliert. Die Volksanwaltschaft hat konkret in 22 steirischen Heimen nachgesehen – und eines kritisiert. Drexler: „Das Personal leistet außerordentliche Arbeit.“
Recht gab er den Grünen in puncto Bettenüberangebot: Man wolle künftig einen Teil der Betten für Kurzzeit- oder Übergangspflege verwenden. Attraktiver wird die Hauskrankenpflege: Die Tarife sinken wegen einer neuen Einkommensdefinition um etwa sieben Prozent. „Wir sind daran, den Pflege-blindflug zu beheben.“
Allerdings darf man die angespannte Budgetlage nicht vergessen. Aufholbedarf besteht bei Tageszentren und alternativen Wohnformen. Ebenso in der psychiatrischen Versorgung: Derzeit sind noch 285 Bewohner unter 65 Jahren in Seniorenheimen.
Aber man benötige neben Geld auch Zeit, um zu beheben, was „in drei Jahrzehnten verabsäumt worden ist“. Das neue Finanzierungsmodell soll heuer noch ausverhandelt sein. Drexler wenig euphorisch: „Es kann aber durchaus sein, dass wir noch scheitern.“
Die KPÖ forderte, die Verträge mit jenen zu kündigen, die „nicht ausschließlich gemeinnützig orientiert sind“. Eine Mehrheit dafür gab es nicht.