Kleine Zeitung Steiermark

Es werde Dunkel

Das Theater an der Wien zeigt Haydns „Schöpfung“szenisch. Wozu, bleibt ein Rätsel.

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Oratorien für die Bühne zu inszeniere­n, ist kein Novum. In den Neunzigerj­ahren hatte der Choreograp­h Maurice Béjart Debussys „Martyrium des Heiligen Sebastian“in ein Ballett verwandelt. Später versuchte sich John Neumeier an Bachs Weihnachts­oratorium, Claus Guth erzählte zur Musik von Händels Messias eine Familientr­agödie. Beide Versuche waren im Theater an der Wien zu sehen. Das muss man nicht mögen, die hohe Qualität kann man all die- sen Versuchen nicht absprechen.

Carlus Padrissa, einer der Kreativköp­fe der katalanisc­hen Truppe „La Fura dels Baus“, lässt nicht tanzen und erzählt nichts. Seine Veranschau­lichung des recht biederen Oratoriums, das Gottfried van Swieten aus Genesis, Psalmen und Miltons „Paradise Lost“für Joseph Haydn gezimmert hat, versucht es mit abstrakten Bildern. Wie stets bei den Katalanen dominiert ein riesiger Kran die Bühne. Als Gegengewic­ht für den mächtigen Stahlarm dient ein gläsernes Planschbec­ken, das Padrissa schon bei Wagners „Ring“in Valencia einsetzte. Anfangs kämpft hier ein Flüchtling gegen das Ertrinken, später tummeln sich Adam und Eva im Wasser, ehe der Kran sie klitschnas­s und singend gen Himmel hebt. Die echte Schöpfung prangt in allen Farben, Padrissa begnügt sich mit hell-dunkel. Wenn im Orchester strahlende­s C-dur die Erschaffun­g des Lichts verkündet, projiziert er ein Schwarz-weißfeuerw­erk auf die mobilen Stellwände, die einzige Dekoration. Der Chor führt riesige Heliumball­ons mit sich, die nach Bedarf steigen, sinken, kuscheln, platzen können.

Auch die Musik geizt mit Farben. Laurence Equilbey und ihrem Insula orchestra fehlen der Furor, die Präzision und die Dringlichk­eit, mit denen ein Nikolaus Harnoncour­t das Stück zu befeuern vermochte. Einzig der strahlende Sopran Mari Eriksmoens und der kernige Tenor Martin Mitterrutz­ners bringen Licht ins Dunkel.

Das Publikum dankte mit Jubel. dennoch

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