Der Feind in den eigenen Reihen
Die unausgesprochene Wahrheit im Zusammenhang mit den jüngsten Rücktritten von Spitzenpolitikern ist, dass nicht die Grobheiten der politischen Mitbewerber, die „unfaire“Berichterstattung der Presse oder die verletzenden Angriffe in den sozialen Medien die Betroffenen zermürbt und zur Aufgabe bewegt haben, sondern die permanenten, versteckten Intrigen und die Illoyalität der eigenen Partei„freundinnen“. „Unfriendly Fire“nennt man es in der Sprache der Militärstrategen. Ein Angriff aus den eigenen Reihen. Aus dem Hinterhalt in den Rücken geschossen. Dagegen ist man machtlos. Die so Verletzten verschweigen in Loyalität und Dankbarkeit für Jahre der Macht und des finanziellen Wohlstandes, dass es in Wahrheit ihr engstes Umfeld und Personen des Vertrauens waren, welche das Fass zum Überlaufen brachten und zu den somit erzwungenen Rücktritten führten. Die Verantwortung wird trotzdem auf andere gelenkt.
Das ist das Spiel der Politik. Weder Glawischnig noch Mitterlehner sind freiwillig gegangen, wie sie es mit Tränen in den Augen verkündeten, sondern die Enttäuschung wegen des Verhaltens der eigenen Partei„freundinnen“war es, was sie erkennen ließ, dass politisches Arbeiten unter diesen Voraussetzungen unmöglich gemacht wird. Beide haben noch rechtzeitig, ohne auch größere gesundheitliche Schäden davontragen zu müssen, im letzten Moment gehandelt. ine ehrlichere Betrachtung der Umstände würde guttun. Denn es ist zu hoffen, dass der Rücktritt zweier Parteispitzen innerhalb kürzester Zeit zu einem Umdenkprozess bei jenen führt, die die Rücktritte zu verantworten haben. „Bin ich der/die Nächste, den/die das gleiche Schicksal ereilt?“, sollten sich die neuen Parteispitzen daher fragen und einen Beitrag zu einer neuen Kultur des ehrlichen Miteinanders in den Parteien leisten. Nur ein dringend notwendiger Kulturwandel in den österreichischen Parteien, der zu einem radikalen menschlichen Wandel im Umgang des Miteinanders führt, kann jene Basis für Stabilität in den Parteien schaffen, die notwendig ist, um die Herausforderungen, die in Zeiten wie diesen auf die Republik zukommen, zu meistern.
„Weder Glawischnig noch Mitterlehner sind freiwillig gegangen, wie sie es mit Tränen in den Augen verkündeten.“
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