Gesundheitsplanung: Das geht sich nicht aus
MWehr ambulant, weniger Spital. Das erklärte Ziel der steirischen Gesundheitsreform stimmt schon. Auch dass die Krankenhauslandschaft verdichtet wird und es weniger Standorte geben soll, ist stimmig. Für die Patientinnen und Patienten genauso wie für die Ärztinnen und Ärzte. Aber: Wenn mehr als 800 Spitalsbetten wegfallen, dann muss der extramurale Bereich stärker werden. Zumal schon seit mehr als einem Jahrzehnt die Bevölkerungszahl wächst, die Zahl der Kassenarztstellen aber gleich bleibt.
Aber der von der Politik seit Jahren versprochene Ausbau des niedergelassenen Bereichs findet wieder nicht statt. Rund 990 Kassenvertragsärztinnen und -ärzte – großteils in Einzelpraxen, teils auch in Gruppenpraxen bzw. Gesundheitszentren – sollen in 10, 15 Jahren mehr und im Schnitt weit ältere Steirerinnen und Steirer betreuen. Das geht sich nicht aus. Das kann die Politik zwar als Sparprogramm verkaufen, aber nicht als mehr Nähe und bessere Qualität, wie der Slogan der Reform vollmundig behauptet. Denn die Wege zu den Ärztinnen und Ärzten werden länger, wenn sie in weniger Spitälern und in Zentren – naturgemäß eher in größeren Orten – zu finden sind. Der Österreichische Strukturplan Gesundheit, der dem steirischen Plan die Richtung vorgibt, sagt das ganz offiziell: 2012 musste zum Beispiel eine Augenabteilung in 60 Minuten erreichbar sein, in der Version 2017 sind es schon 90 Minuten.
Ein kurzer Weg zur nächsten ärztlichen Hilfe ist ein einfach zu messendes Kriterium der Strukturqualität.
Um die Folgen dieser Planung abzufedern, müssen die rund 100 Arztstellen in Zentren zusätzlich zu den bestehenden geschaffen werden, das Kassenvertragssystem muss bei den Leistungen und Honoraren zulegen und gleichzeitig die Bürokratie reduzieren. Letzteres gilt auch für die Spitäler. enn das nicht gelingt, werden alle, die es sich irgendwie leisten können, den Weg in die Privatmedizin gehen. Dann soll sich aber niemand, der diesen Plan heute mitverantwortet, über die Zwei-klassen-medizin beklagen.
„Wenn mehr als 800 Spitalsbetten wegfallen, dann muss auch der extramurale Bereich stärker werden.“