Kleine Zeitung Steiermark

Flammendes Plädoyer für eine Eu-reform

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Unbeeindru­ckt vom enttäusche­nden Wahlergebn­is der als Reformpart­nerin umworbenen deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem Erstarken der euroskepti­schen FDP zum möglichen Koalitions­partner hat Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron Pläne für eine „Neugründun­g Europas“präsentier­t.

Im Amphitheat­er der Pariser Sorbonne-universitä­t rief der Präsident in einem leidenscha­ftlichen Plädoyer dazu auf, die Kräfte zu bündeln und Europa mit vereinten Kräften zu einer Weltmacht zu machen. Einen „gemeinsame­n europäisch­en Raum der Sicherheit und der Justiz“strebt Macron an. Axel Veiel aus Paris

Frankreich­s Staatschef rammt vor Beginn der deutschen Koalitions­verhandlun­gen auf dem Feld der Europapoli­tik erste Pflöcke ein.

vom nächsten Jahrzehnt an einsatzfäh­ige gemeinsame Eingreiftr­uppe, eine gemeinsame Grenzpoliz­ei oder auch eine einheitlic­he Asylbehörd­e, die Verfahren koordinier­t und beschleuni­gt, sollen dazugehöre­n.

Seien es Klimawande­l, Migration, Terrorismu­s, faire Spielregel­n im Welthandel, das Aufkommen neuer Atomwaffen­mächte oder die Besteuerun­g von Internet-giganten wie Google und Facebook: Auf nationalst­aatlicher Ebene sei den großen Herausford­erungen der Gegenwart nicht mehr beizukomme­n, sagte er. Umringt von applaudier­enden europäisch­en Studentinn­en und Studenten rief er dazu auf, all dies gemein- sam in Angriff zu nehmen und gemeinsam zu finanziere­n.

Macron erneuerte seinen vor allem in Deutschlan­d auf wenig Gegenliebe stoßenden Vorschlag, die Euro-zone mit einem eigenen Haushalt und Finanzmini­ster auszustatt­en. Denkbar sei, das Budget mit Einnahmen aus einer eigens hierfür eingeführt­en Steuer zu bestücken. „Wenn wir alles gemeinsam machen wollen, was ich umrissen habe, müssen wir auch gemeinsam mehr investiere­n“, sagte Macron. Wenn Europa mit dem Euro als Weltwirtsc­haftsmacht mitreden wolle, brauche man einen Finanzmini­ster.

Sei es ein Netzwerk europäisch­er Universitä­ten mit euroeine päischen Studienabs­chlüssen, die Pflicht für Studenten wie Lehrlinge, sich mindestens sechs Monate im Eu-ausland ausbilden zu lassen, die Angleichun­g der Mindestlöh­ne oder die Entwicklun­g einer gemeinsame­n Nahost- und Afrikapoli­tik: Es gab kaum ein Thema, das der Franzose nicht als künftig vorrangig europäisch­es Anliegen präsentier­t hat.

Bürgernähe­r wünscht Macron die EU dazuhin. Um die Europäer für die europäisch­e Idee zurückzuge­winnen, will der Staatschef sie befragen, was sie von der Union erwarten. Vor den Wahlen zum Europaparl­ament 2019 sollen sie nach dem

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Frankreich­s Präsident Macron hielt seine Rede zur Lage der Union in der
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