Kleine Zeitung Steiermark

Wer bietet mehr?

Wenn Parteien plötzlich 50.000 Alleinerzi­ehende entdecken, ist Vorsicht geboten. Zumal es bislang niemanden störte, dass zuletzt 1964 die Kosten von Kindern erhoben wurden.

- Carina Kerschbaum­er

So schnell können langjährig­e Forderunge­n erfüllt werden. Eine Puls-4-konfrontat­ion der Spitzenkan­didaten mit Ja- und Nein-täfelchen und ein abtrünnige­r Grüner genügen, um Einstimmig­keit in der Frage einer Unterhalts­garantie für alle Alleinerzi­ehende zu erreichen. Da war wohl manch alleinerzi­ehende Frau perplex, was Scheinwerf­erlicht und bevorstehe­nder Wahltag bewirken können.

Knapp 50.000 Mütter und Väter sind es, die heute bereits vom Staat einen monatliche­n Vorschuss bekommen, weil der Ex-partner nicht zahlen will. Oder aus unterschie­dlichsten Gründen nicht kann. Was für den Alleinerzi­ehenden – in großer Mehrheit Mütter – keine Rolle spielt. Eine Rolle spielt es allerdings für die öffentlich­e Hand, die für nicht zahlende Väter seit Jahrzehnte­n einspringt und anschließe­nd versucht, das Geld vom Unterhalts­verpflicht­eten wieder zurückzube­kommen.

Problemati­sch für Alleinerzi­ehende war bislang, dass die Höhe des Vorschusse­s oft zu gering war. Was sich künftig dank der demonstrat­iven Großoffen- sive aller Kandidaten für Alleinerzi­ehende ändern wird. Wenn nun ein fixer Betrag für Kinder auch in jenen Fällen garantiert sein wird, in denen klar ist, dass keine Rückzahlun­g möglich ist, wird dies die Situation von unzähligen Alleinerzi­ehenden massiv erleichter­n.

Was bleibt, ist die Frage nach Glaubwürdi­gkeit und Ernsthafti­gkeit, mit der hier Politik gemacht wird. Immerhin haben es die Regierungs­parteien trotz Ankündigun­g bis heute unterlasse­n, die Kosten von Kindern neu erheben zu lassen. So wird immer noch mit Regelbedar­fssätzen gerechnet, die als Basis eine Kostenerhe­bung aus dem Jahr 1964 aufweisen.

Was bei dieser Runde noch fehlte? Tafeln mit 200, 400, 600, 800 Euro und die Frage: „Herr Kanzler, wie viel bieten Sie den betroffene­n Alleinerzi­ehenden?“Und dann hätten Kern, Kurz, Strache & Co stellvertr­e- tend für Österreich­s Steuerzahl­er ihre Tafeln in die Kameras gehalten. Politik als Show im „Wer bietet mehr“-wettstreit.

Die SPÖ holte die nicht vollzogene Euro-tafelrunde bereits nach und kündigte einen Initiativa­ntrag über einen garantiert­en Betrag zwischen 200 und 400 Euro pro Kind an. Alleinerzi­ehende werden dankbar aufatmen. Mit Sicherheit aber auch zahlungsun­willige Väter, da für sie nun ohnehin garantiert ein anderer einspringt. Was vielleicht erklärt, dass Fp-chef Strache sein Ja bereits mit dem Zusatz „in der Sache prinzipiel­l dafür“ergänzte. Wer kann auch nicht prinzipiel­l dafür sein. Alleinerzi­ehende zählen zu jenen, die Hilfe meist am dringendst­en benötigen.

Prinzipiel­l kann aber auch bereits jeder die Fairness- und Gerechtigk­eitsdebatt­e in kinderreic­hen Familien voraussehe­n, die ebenfalls zu jenen zählen, die von Armut bedroht sind. a fehlt eindeutig eine weitere Taferlrund­e im Scheinwerf­erlicht. Und eine weitere, in der die Kandidaten erklären, welche Geldquelle­n sie zur Deckung der Kosten verwenden werden.

D

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria