Gewalt und Missbrauch in Pflegeheim
Zu unfassbaren Vorfällen in Kirchstetten (NÖ) wurden jetzt Details bekannt. Gekündigter Pfleger war weiter berufstätig.
Im Oktober 2016 wurden schwere Missstände im mehrfach prämierten Pflegeheim Clementinum im niederösterreichischen Kirchstetten ruchbar. Das Personal habe Patienten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum gequält und schikaniert, so der Vorwurf, der aus Hinweisen und Zeugenaussagen erwuchs.
Damals wurden vier Pfleger und der Chef entlassen und eine Reihe von Maßnahmen installiert, um „das massiv zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen“, wie man seitens der Pflegeein- richtung erklärte. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten nahm die Ermittlungen gegen fünf Verdächtige auf. Diese seien „noch nicht abgeschlossen“, sagt der Sprecher Leopold Bien.
Gestern kamen weitere, entsetzliche Details an die Öffentlichkeit. Die Zeitung „Falter“konnte in Akten und Protokolle der Zeugenaussagen einsehen. Nach und nach haben sich Pflegerinnen, Krankenschwestern und Putzfrauen bei den Behörden gemeldet und ausgesagt. Demzufolge wurden Heimbewohner gefoltert, sexuell missbraucht und gedemütigt. Auch das Protokoll einer Whatsapp- Das Clementinum wurde vom Land Niederösterreich ausgezeichnet und
Gruppe belastet die Verdächtigen, die sich darin mit ihren Gräueltaten brüsten sollen und sich als „Blauensteinerin“und „Waltraud von Lainz“bezeichnen – in Anspielung auf die aufsehenerregenden Serienmorde an Pflegebedürftigen.
In einem Fall könnte auch ein Tötungsvorsatz vorliegen. So soll der Hauptbeschuldigte eine
„fiebernde Pensionistin ausgezogen und bei offenem Fenster liegen gelassen haben, als es draußen viel zu kalt war“. Die Liste dieser unvorstellbaren Praktiken im Haus der Barmherzigkeit ist lang, und doch haben offenbar weder Verantwortliche noch Angehörige davon gewusst. Bei der Erzdiözese Wien, die die Patronanz über das Haus innehat, zeigte man