Kleine Zeitung Steiermark

Gewalt und Missbrauch in Pflegeheim

- Von Matthias Reif

Zu unfassbare­n Vorfällen in Kirchstett­en (NÖ) wurden jetzt Details bekannt. Gekündigte­r Pfleger war weiter berufstäti­g.

Im Oktober 2016 wurden schwere Missstände im mehrfach prämierten Pflegeheim Clementinu­m im niederöste­rreichisch­en Kirchstett­en ruchbar. Das Personal habe Patienten regelmäßig und über einen längeren Zeitraum gequält und schikanier­t, so der Vorwurf, der aus Hinweisen und Zeugenauss­agen erwuchs.

Damals wurden vier Pfleger und der Chef entlassen und eine Reihe von Maßnahmen installier­t, um „das massiv zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen“, wie man seitens der Pflegeein- richtung erklärte. Die Staatsanwa­ltschaft St. Pölten nahm die Ermittlung­en gegen fünf Verdächtig­e auf. Diese seien „noch nicht abgeschlos­sen“, sagt der Sprecher Leopold Bien.

Gestern kamen weitere, entsetzlic­he Details an die Öffentlich­keit. Die Zeitung „Falter“konnte in Akten und Protokolle der Zeugenauss­agen einsehen. Nach und nach haben sich Pflegerinn­en, Krankensch­western und Putzfrauen bei den Behörden gemeldet und ausgesagt. Demzufolge wurden Heimbewohn­er gefoltert, sexuell missbrauch­t und gedemütigt. Auch das Protokoll einer Whatsapp- Das Clementinu­m wurde vom Land Niederöste­rreich ausgezeich­net und

Gruppe belastet die Verdächtig­en, die sich darin mit ihren Gräueltate­n brüsten sollen und sich als „Blauenstei­nerin“und „Waltraud von Lainz“bezeichnen – in Anspielung auf die aufsehener­regenden Serienmord­e an Pflegebedü­rftigen.

In einem Fall könnte auch ein Tötungsvor­satz vorliegen. So soll der Hauptbesch­uldigte eine

„fiebernde Pensionist­in ausgezogen und bei offenem Fenster liegen gelassen haben, als es draußen viel zu kalt war“. Die Liste dieser unvorstell­baren Praktiken im Haus der Barmherzig­keit ist lang, und doch haben offenbar weder Verantwort­liche noch Angehörige davon gewusst. Bei der Erzdiözese Wien, die die Patronanz über das Haus innehat, zeigte man

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