Freakshow mit Klang und Hammer
Lieblich begrüßt Souffleuse Rosemarie Brenner das Publikum im Haus Eins zum Saisonauftakt, verschwindet im Bühnennebel und nimmt im von Neonmasten flankierten Halbrund Platz. Derweil ein Trüppchen einen Zirkuswagen vor den Plastikfahnen-wald zieht, um sich dann auf einer Tribüne niederzulassen.
An Brenners sanften Ton muss man sich gewöhnen, als Kontradiktion zur fäkal-brachialen Wortwucht, die dann zwei Stunden lang auf das Premierenpublikum niederdonnert. Die Einsagerin spielt eine wesentliche Rolle, wenn sie die (meist) nicht befolgten Regieanweisungen seelenruhig vorliest und Julia Gräfner einmal gegen die Aufforderung zu kehren losplatzt, dass sie das jetzt sicher nicht mache. Oder auf die Ankündigung von Lachen Schafsblöken sowie Krähengekreische folgen.
Mit Goethes „Faust“auf „Schwabisch“donnert die Spielzeit im Schauspielhaus Graz wortgewaltig los. Claudia Bauer inszeniert Werner Schwabs Paraphrase als „Sprechoper“.
nutzt Claudia Bauer, die in Graz mit ihrer „Volpone“-inszenierung einen Heidenspaß lieferte, für lockeposthum Wind in der sprachverschraubten Dekonstruktion. Denn Werner Schwabs Goetheverwurstung „Faust :: Mein Brustkorb : Mein Helm“ist kein leichter Brocken, der als österreichische Erstaufführung zum bevorstehenden 60. Geburtstag des 1994 verstorbenen Autors auf die Bühne im Grazer Schauspielhaus gewuchtet wird.
Das 1992 entstandene, 1994 in Potsdam mit Kompositionen der „Einstürzenden Neubauten“uraufgeführte Werk des Grazer Hardliners geht mit Hammer und Meißel an den klassischen Stoff und formt eine deftige „Faust“-paraphrase, eine gegenwartsbezogene Punkcoverversion. Sozusagen ein Begleitstück zum Original, in dem Bauer Schwabs geniale Wortmelodien und Rhythren