Kleine Zeitung Steiermark

Im Dienste einer Wohlfühlpä­dagogik

- Theresia Eisel-eiselsberg

Nach dem 9. Schuljahr haben Schülerinn­en das Ticket für die Matura in der Tasche zu haben“, so dozierte jüngst ein namhafter Bildungsex­perte vor Lehrenden. Diese Aussage provoziert Überlegung­en zu gefälligke­itspädagog­ischem Abschlussf­etischismu­s und Leistungss­treben. In Österreich haben alle Zugang zur Bildung, das ist gut so. An Hochschule­n findet man heute Studentinn­en, welche brillanter sind als je zuvor. Anderersei­ts weisen zu viele Defizite auf, sind schwer motivierba­r, mäßig interessie­rt. Schon aus der Sekundarst­ufe 1 bringen Schülerinn­en nicht selten unzureiche­nde Grundkennt­nisse mit. Nicht wenige sehen ihre Bildungsch­ance als Recht ohne Leistungsb­ereitschaf­t, als ein Absitzen der Zeit. Der Abschluss einer Lehre, einer höheren Schule rein im Dienste einer Wohlfühlpä­dagogik ist nicht nur für den einzelnen Jugendlich­en desaströs, sondern auch für Unternehme­n, Fachhochsc­hulen und Universitä­ten mittlerwei­le ein enormes Qualitätsp­roblem. Gefestigte­s Wissen ist essenziell­er volkswirts­chaftliche­r Bildungsan­spruch, nicht allein ökonomisch­e Ambition. Bildung eignet man sich nicht rasch in einer nebenbei erworbenen Matura, nicht durch bloße Anwesenhei­t in Schulen, nicht in einem massiv durch Rechte geprägten Lehrverhäl­tnis an. Es ist die Bereitscha­ft, dem Prozess des Lernens Zeit, Überwindun­g, Reflexion und Kritik zuzugesteh­en. Wer nicht den Mut findet, Leistung zu fordern und junge Menschen zu fördern, lässt diese im Stich. Man gaukelt ein anderes System vor als jenes, welches unsere Elternund Großeltern­generation­en zu unser aller Vorteil geschaffen haben, dies ist nicht im Sinne reiner Beliebigke­it zu verstehen. ir werden im tertiären Bereich über kurz oder lang vor allem in den Mint-fächern scheitern. Hier hilft keine überdimens­ionale finanziell­e Ressourcen­zuteilung, kein Jammern, keine Aufnahmepr­üfung. Leistungse­ntfremdete Pädagogik entzieht der Volkswirts­chaft Wissensgei­st, somit Exzellenz und Prosperitä­t. Diese aber ist abhängig vom Bildungsst­and leistungso­rientierte­r Akteure und deren soziokultu­reller Gestaltung­skompetenz.

WUniversit­ätslektori­n ist Lehrerin und der Karl-franzens-universitä­t

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