Kleine Zeitung Steiermark

In Europa beginnt ein neuer Albtraum

- Julius Müller-meiningen Blessing Okoedions

Tausende junge Nigerianer­innen werden in Italien zur Prostituti­on gezwungen. Die Geschichte von Blessing Okoedion, die den Absprung noch schaffte, erschütter­t.

Es war vor vier Jahren, als Blessing Okoedion in eine bessere Zukunft aufbrechen wollte. Sie verließ ihr Heimatland Nigeria, um in Italien in einem Computerfa­chgeschäft zu arbeiten. So hatten es ihr Bekannte versproche­n. Als Okoedion 2013 in Europa ankam, begann stattdesse­n ein Albtraum für sie: Die junge Frau war in die Hände von Menschenhä­ndlern geraten, die sie zur Prostituti­on zwangen.

„Die Zahl der nigerianis­chen Mädchen auf italienisc­hen Straßen nimmt zu“, sagt die 31-Jährige heute. „Viele von ihnen sind noch sehr jung.“Okoedion hat im Gegensatz zu den meisteten aus Rom nigerianis­chen Zwangspros­tituierten den Absprung geschafft. Aus Nigeria stammt seit einiger Zeit die größte Gruppe von Flüchtling­en, die über Libyen und das Mittelmeer Italien erreichen. Allein 11.000 nigerianis­che Frauen und Mädchen kamen 2016. Auch in diesem Jahr stellen die Nigerianer mit bisher 17.061 Migranten die größte Gruppe. Nach Angaben der Internatio­nalen Organisati­on für Migration (IOM) landen dabei 80 Prozent der Frauen in der Zwangspros­titution.

„Die Mädchen sind teilweise 13 oder 14 Jahre alt, wenn sie nach Italien kommen“sagt Anna Pozzi, eine italienisc­he Journalist­in, die mehrere Bücher zum Thema Menschenha­ndel und Zwangspros­titution veröffentl­icht und mit Blessing Okoedion deren Geschichte aufgeschri­eben hat. „Il coraggio della libertà“, Mut zur Freiheit, lautet der Titel der Biografie. Durchschni­ttlich sind unter den minderjähr­igen, unbegleite­n

Albtraum begann in ihrem Heimatdorf: Eine Nachbarin erzählte, ihr Sohn suche eine Angestellt­e für sein Computerfa­chgeschäft in Italien. Okoedion war als Informatik­erin ausgebilde­t, das Angebot schien verlockend. Als sie 2013 in Neapel ankam, wurde ihr erst einmal ein enormes Schuldenko­nto präsentier­t. 65.000 Euro müsse sie für Reisekoste­n, Visa und eine Arbeitserl­aubnis zurückzahl­en und dafür als Prostituie­rte arbeiten. „Wie komme ich hier bloß wieder weg?“, war die einzige Frage, die sich Okoedion fortan stellte.

Statt einer soliden Zukunft in Europa wartet die Schuldknec­htschaft. Erst wenn der

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