Von Ernst Sittinger
In Klagenfurt, in einem eher schmucklosen Gewerbegebiet im Süden der Stadt, ist das Unwahrscheinliche dann doch noch passiert: Matthias Strolz, der dauervorlaute Energieriegel dieses Wahlkampfs, wird zum Schweigen gebracht. Mehr noch: Der Neoschef mit dem erklärten Steckenpferd Bildungspolitik gerät an die Grenzen seines Wissens.
Die grellpinke Wahlkampftruppe ist an diesem Tag zu Gast bei der Firma PCS. Mit 85 Mitarbeitern segelt die Hightech-schmiede für Krankenhaus-software auf Erfolgskurs. Beim Small Talk im Atrium des Hauses erwähnt Firmenchef Alfred Amann den weltberühmten Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick – der war nämlich Amanns Großneffe. Und plötzlich steht Bildungsexperte Strolz auf dem Prüfstand.
„Wie lauten die drei Kommunikationsregeln von Watzlawick?“, fragt Amann. Strolz kramt im Gedächtnis, kann nur eine der drei Regeln nennen, ist er still. Kaum zu glauben. Doch es wäre nicht Strolz, hätte er nicht trotzdem noch einen Gag im Talon. Er sagt: „Die erste Regel lautet ,Man kann nicht kommunizieren’. Das habe ich damals dem Sebastian Kurz beigebracht.“atsächlich besuchte nämlich der heutige ÖVP-CHEF einst Rhetorikseminare bei Strolz. „Höchstens zwei oder drei Kurse“, wiegelt Kurz ab, wenn man ihn danach fragt. Strolz hingegen brüstet sich umso detailreicher mit seinem prominenten Zögling und Wahlkampf-rivalen. Zu Kurz habe er damals gesagt: „Du bist ein talentierter Bursche. Aber sei doch ein bisserl mehr Cowboy!“
In Klagenfurt fegt der quirlige Neos-gründer fröhlich durch die Software-firma und hält sich eisern an Watzlawicks erste Regel. Er wirbelt von Büro zu Büro, und es stört ihn nicht im Geringsten, dass er hinter jeder Tür in eine konzentrierte Stille platzt, wenn er die jungen Pro- Serie: Teil 3/6
TMatthias
Strolz stammt aus einer Bauernfamilie in Wald am Arlberg. Als Rebell eroberte er sich die Spielräume der Politik hinter ihren Bildschirmen aufscheucht. „Hallo, servus! Hi, ich bin der Matthias! Und ihr seids alle fest am Programmieren? Ich bin da voller Respekt!“Kurze Pause. Die meist bärtigen Männer lächeln verlegen. „Na gut – dann heiter weiter“, witzelt Strolz. Und schon ist er wieder draußen, während der Kärntner Neosspitzenkandidat Christoph Haselmayer in gespieltem Schreck das Gesicht verzieht und die Programmierer scherzend andann fleht: „Bitt’ schön, lassts eam nur nit zuwigreifen ...!“trolz hat unterdessen den Firmenchef in der Mangel. Er preist maschinengewehrartig das überragende Neos-bildungsprogramm. Mit Begriffen wie „Chancenplan IT“, „Chancenplan Bildung“, und natürlich dem „Chancenkonto für alle“textet er Amann schonungslos zu. „Einverstanden?“, fragt Strolz schließlich. „Ja, super“, sagt Amann, der vom Redeschwall des Neosgrammierer
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