Kleine Zeitung Steiermark

Lästige Cent-münzen: 22 Millionen Euro in den Schubladen

- Von Hannes Gaisch-faustmann

Italien schafft sie 2018 ab, Deutschlan­d debattiert darüber. Auch in Österreich sind die kleinen Cent-münzen unbeliebt: Rund ein Drittel liegt irgendwo brach.

Immer wieder sorgt Bargeld für Diskussion­en. Für den von Zentralban­ken und Handel ungeliebte­n 500er kommt Ende 2018 das Aus. Doch auch wenn Bargeld für die überwiegen­de Mehrheit der Österreich­er eine sehr hohe Bedeutung hat – vor allem mit den kleinsten Cent-münzen haben viele ihre liebe Not.

In Deutschlan­d ist die Debatte um deren Abschaffun­g ein Dauerthema. Die „Saarbrücke­r Zeitung“berichtet, dass 15 Milliarden der kleinen Geldstücke in deutschen Schubladen liegen – im Gesamtwert von immerhin 220 Millionen Euro. Die Zeitung bezieht sich auf Berechnung­en der Grünen, die sich wiederum auf Angaben des Bundesfina­nzminister­iums stützen. Demnach hat Deutschlan­d bisher 11,2 Milliarden Ein-cent-münzen ausgegeben, 80 Prozent davon seien „verloren“gegangen – so die Schätzung der Grünen. Dies gelte auch für 75 Prozent der 8,6 Milliarden Zwei-centstücke. Allein die Herstellun­g der kleinen Kupfermünz­en sei eine Verschwend­ung an Metallen und Energie, so die Kritik.

Auch in Österreich liegt tonnenweis­e Kupfergeld brach. 2,15 Milliarden 1-Cent-münzen und 1,74 Milliarden 2-Cent-stücke sind laut Oesterreic­hischer Nationalba­nk (OENB) im Umlauf. Zusammen haben sie einen Nominalwer­t von 56,2 Millionen Euro. Wie viele der Münzen tatsächlic­h kursieren und wie viele irgendwo gehortet werden, weil sie lästig sind, kann die Nationalba­nk nur schätzen.

„Wir wissen, dass die kleinsten Münzen rasch verloren gehen. Sie werden in Brunnen geworfen, um sich etwas zu wünschen, landen in Laden oder Gurkengläs­ern“, erklärt Oenbsprech­er Christian Gutlederer und schätzt, dass in Österreich Cent-münzen im Wert von 20 bis 22 Millionen Euro ungenützt sind. Sie müssen aber nicht verloren sein. Regelmäßig kommen Verbrauche­r und tauschen die gesammelte­n Münzen um. In jeder Filiale der OENB ist dies kostenfrei für Kunden, in Banken und Sparkassen zumindest für Eigenkunde­n, Fremdkunde­n müssen eine Gebühr bezahlen. Sogar Groschen tauchen hier und da noch auf. „Bei der jüngsten Tour des Eurobusses kam jemand mit drei Gurkengläs­ern voller Groschen“, berichtet Gutlederer.

In Österreich steht vor allem der Handel hinter den kleinen Cent-einheiten, enden doch

viele Preise auf 98 oder 99 Cent. So lange die Nachfrage da sei, werde man sie auch decken, betont Oenb-direktor Kurt Pribil. Ändere sich das, würde die Notenbank auf einem Gesetz bestehen, das fürs Barzahlen genaue Regeln für das Aufrunden bzw. Abrunden vorgibt.

Abschaffen oder nicht, ist in der EU diesfalls nationale Angelegenh­eit. Italien verabschie­det sich 2018 von den kleinen Cent, Belgier und Niederländ­er haben es schon getan, die Finnen waren nie dabei. In der nordrhein-westfälisc­hen Stadt Kleve wagten Händler 2015 einen Alleingang, das Experiment gilt aber als gescheiter­t.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria