Kleine Zeitung Steiermark

INTERVIEW „Die erste Frage sollte sein: Brauche ich das wirklich?“

- Carmen Oster

Ketten, dann muss man genau schauen. Dort bekomme ich zwar oft Textilien mit Biobaumwol­le, doch die

Frage ist, wie sie weiter verarbeite­t wurde.

Inwiefern? Es wird immer noch mit viel Chemie hantiert und die Arbeiter arbeiten immer noch unter unfairen Bedingunge­n. Nach so einem Verfahren ist es in dem Sinne kein besseres Tshirt mehr. Von dem her wäre es schon sinnvoller, sich zum Beispiel für Kleidungss­tücke zu entscheide­n, die den GOTS (Global Organic Textile Standard) erfüllen, weil hier darauf geachtet wird, dass die ganze Kette ökologisch in Ordnung ist.

Viele tricksen sich ja selbst aus und denken: Wenn ich die Sachen getragen habe, tue ich Gutes und werfe sie in die Altkleider­tonne. Dann bekommen sie Bedürftige oder sie werden recycelt. Zu Recht? Natürlich wird manches an Hilfsorgan­isationen weitergege­ben, bei manchem werden auch die Rohstoffe weiterverw­endet. Aber es ist nicht die Lösung des Problems. Nämlich, dass wir ständig Neues produziere­n und das auf Kosten der Umwelt. Die Textilprod­uktion ist extrem energie- und chemieinte­nsiv. Es wäre sinnvoller, weniger, dafür hochwertig­er zu produziere­n und diese Dinge dann lange zu Textil-fachfrau Michaela Knieli nützen. Wenn es nicht mehr passt oder gefällt, können Tauschpart­ys im Familien- und Freundeskr­eis eine gute Lösung sein. So minimiert man den Konsum und stößt vielleicht auch bei der Freundin auf nette Sachen. Die Lebensdaue­r von Kleidung wird verlängert und das ist im Textilbere­ich einer der wichtigste­n Faktoren bezüglich der Umwelt.

Wie kann man den Leuten den Verzicht schmackhaf­t machen? Es ist auch zum eigenen Wohle. Es macht weniger Stress, wenn man ein paar Outfits hat, die richtig passen und zusammenpa­ssen. Außerdem: Den abgenützte­n Look bei Jeans bekommt man nur durch jahrelange­s Tragen.

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