INTERVIEW „Die erste Frage sollte sein: Brauche ich das wirklich?“
Ketten, dann muss man genau schauen. Dort bekomme ich zwar oft Textilien mit Biobaumwolle, doch die
Frage ist, wie sie weiter verarbeitet wurde.
Inwiefern? Es wird immer noch mit viel Chemie hantiert und die Arbeiter arbeiten immer noch unter unfairen Bedingungen. Nach so einem Verfahren ist es in dem Sinne kein besseres Tshirt mehr. Von dem her wäre es schon sinnvoller, sich zum Beispiel für Kleidungsstücke zu entscheiden, die den GOTS (Global Organic Textile Standard) erfüllen, weil hier darauf geachtet wird, dass die ganze Kette ökologisch in Ordnung ist.
Viele tricksen sich ja selbst aus und denken: Wenn ich die Sachen getragen habe, tue ich Gutes und werfe sie in die Altkleidertonne. Dann bekommen sie Bedürftige oder sie werden recycelt. Zu Recht? Natürlich wird manches an Hilfsorganisationen weitergegeben, bei manchem werden auch die Rohstoffe weiterverwendet. Aber es ist nicht die Lösung des Problems. Nämlich, dass wir ständig Neues produzieren und das auf Kosten der Umwelt. Die Textilproduktion ist extrem energie- und chemieintensiv. Es wäre sinnvoller, weniger, dafür hochwertiger zu produzieren und diese Dinge dann lange zu Textil-fachfrau Michaela Knieli nützen. Wenn es nicht mehr passt oder gefällt, können Tauschpartys im Familien- und Freundeskreis eine gute Lösung sein. So minimiert man den Konsum und stößt vielleicht auch bei der Freundin auf nette Sachen. Die Lebensdauer von Kleidung wird verlängert und das ist im Textilbereich einer der wichtigsten Faktoren bezüglich der Umwelt.
Wie kann man den Leuten den Verzicht schmackhaft machen? Es ist auch zum eigenen Wohle. Es macht weniger Stress, wenn man ein paar Outfits hat, die richtig passen und zusammenpassen. Außerdem: Den abgenützten Look bei Jeans bekommt man nur durch jahrelanges Tragen.