Für das Wm-ticket ist Wien eine Reise wert
Ex-sturm-legionär Uros Matic analysiert Serbien. Der Kopenhagenspieler stand in dieser Qualifikation schon im Kader, Bruder Nemanja ist der Star des Teams. Und Uros will heute nach Wien kommen.
Ein Blick auf den Kader der Serben verrät: Diese Truppe hat enorme Qualität. Ob Premier League, deutsche Bundesliga, Primera Division oder Serie A – die serbischen Teamspieler sind Stammkräfte in den Topligen Europas. Kein Zufall also, dass der Sieben-millionen-staat ungeschlagen die Wm-qualifikationsgruppe D anführt. Mit einem Sieg heute in Wien gegen Österreich wäre die zweite Teilnahme an einer Weltmeisterschaft nach 2010 in Südafrika für die seit 2006 eigenständig antretenden Serben fix.
Das würde auch Uros Matic freuen. Der Mittelfeldspieler des FC Kopenhagen, der in der Bundesliga-hinrunde 2016 für den SK Sturm 20 Spiele absolviert hat („Ich verfolge weiter alle Spiele und freue mich, dass Sturm Tabellenführer ist“), stand nämlich heuer bereits im Aufgebot von Teamchef Slavoljub Muslin. Aktuell muss der Spielmacher zusehen, weil er in Dänemark nicht zum Stammpersonal gehört. „Das ist der Fußball. Ich muss mich wie die ganze Mannschaft voll ins Zeug legen, damit wir in der Europa League, in der wir mit zwei Remis gestartet sind, weiterkommen und in der Meisterschaft, in der wir auf Platz vier liegen, unseren Titel verteidigen“, sagt Matic.
Das Erfolgsrezept der serbischen Nationalmannschaft sieht der Linksfuß im Teamgeist. „Es hat immer schon sehr gute Fußballer gegeben. Aber meist sind die nicht als Mannschaft aufgetreten. Jetzt ziehen alle an einem Strang“, sagt er. Perfektes Beispiel für Matic: Sein eigener, älterer Bruder Nemanja, der seit Sommer bei Manchester United, das ihn für rund 45 Millionen Euro von Meister Chelsea verpflichtete, für Furore sorgt. Matic: „Er ist ein Superstar, aber er gibt sich nicht als solcher. Das wird jeder bestätigen. So einen bodenständigen Menschen wie ihn findet man selten. Er ist Uros Matic kein Mann großer Worte. Aber seine Taten auf dem Platz sprechen für sich.“
Zweifelsohne ist der 1,94-Meter-hüne Nemanja das Herzstück der serbischen Nationalmannschaft. Nicht nur, weil er im zentralen Mittelfeld die Fäden zieht: „Er lebt allen vor, was es heißt, Profi zu sein. Das gilt für jedes Training und auch im Spiel. Zu ihm schauen alle Teamkollegen auf“, verrät der mit 27 Jahren um zwei Jahre jüngere Uros. Extralob gibt es auch für den Nachwuchs: „Die U20 ist 2015 Weltmeister geworden. Da kommen enorm viele junge Topspieler nach. Serbien muss sich keine Sorgen um die Zukunft machen.“
Aktuell steht aber nur die heutige Begegnung gegen Österreich im Fokus. „Niemand in Europa fährt nach Österreich und glaubt, dort Favorit zu sein. Wir dürfen nicht zu euphorisch sein, das könnte unser Untergang sein“, sagt Nemanja Matic selbst. Er sieht es als Nachteil, dass die Endrunde für Österreich kein Thema mehr ist: „Es wäre mir lieber, sie hätten noch Chancen. Dann hätten sie so viel Druck wie wir.“
Obwohl die direkte Bilanz für die Serben spricht – alle drei Partien gegen Österreich gewannen sie –, glaubt auch Uros Matic nicht an die Favoritenrolle der Serben. „Österreich wurde unter Wert geschlagen. Alle Spiele waren enorm knapp und hätten genauso gut anders laufen können“, sagt der Hobbytischtennisspieler, der mit Frau Jelena nach Sohn Jakov wieder Familienzuwachs erwartet. „Im Jänner ist es so weit. Es wird ein weiterer Junge“, verrät er stolz.
Die Daumen gedrückt werden heute für die Serben – vielleicht sogar hautnah: „Wenn es sich ausgeht, fliege ich sogar nach Wien und bin live im Happelstadion dabei. Sollten wir wirklich gewinnen, gibt es ja einiges zu feiern. Und ich fühle mich genauso als Teil der Mannschaft, der etwas zum Erfolg beigetragen hat. Bei der WM will jeder Spieler dabei sein.“