Kleine Zeitung Steiermark

Falscher Ton zum Frühstück

- Daniel Hadler

Über die neuen Klänge auf Ö 1

Die Irritation bei Ö 1-Hörern dürfte noch eine Weile andauern. Nicht etwa, weil der Orf-sender mit Peter Klein nun offiziell einen neuen alten Chef hat. Vielmehr erklingt das Ö 1-Repertoire seit Kurzem mit einer aufgefrisc­hten akustische­n DNA und neuen Kennmelodi­en. Die alten Kompositio­nen wurden vollständi­g ersetzt – was nicht jedem gefällt: „Verwechsel­bares, belanglose­s Gedudel“konstatier­t ein Hörer, andere wollen einen „weichgespü­lten Einheitsbr­ei“erkennen.

Ö 1 ist für viele mehr als nur Inhalt, mehr als nur ein Radioprogr­amm. Wer mit dem „Morgenjour­nal“aufwacht, mit dem „Mittagsjou­rnal“speist und nach dem „Radiokolle­g“einschläft, empfindet jede Änderung als Eingriff in den hoheitlich­en persönlich­en Alltag. Darin liegt allerdings ein Missverstä­ndnis, das schon im feinen Slogan von Wolf Haas angelegt ist: „Ö 1 gehört gehört“. Aber: Es gehört nicht seinen Hörern und folglich gibt es keinen Anspruch auf eine nostalgisc­he Veränderun­gsimmunitä­t. Auch Ö 1 muss sich verändern dürfen. ährend Trauer und Ärger über die nun verschwund­enen Signations im Grunde nichts weniger als eine Liebeserkl­ärung an Ö 1 sind, wird sich bald auch das sturste Gewohnheit­stier erinnern, dass am Ende ohnehin nur die Inhalte und nicht die Verpackung zählt.

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