Falscher Ton zum Frühstück
Über die neuen Klänge auf Ö 1
Die Irritation bei Ö 1-Hörern dürfte noch eine Weile andauern. Nicht etwa, weil der Orf-sender mit Peter Klein nun offiziell einen neuen alten Chef hat. Vielmehr erklingt das Ö 1-Repertoire seit Kurzem mit einer aufgefrischten akustischen DNA und neuen Kennmelodien. Die alten Kompositionen wurden vollständig ersetzt – was nicht jedem gefällt: „Verwechselbares, belangloses Gedudel“konstatiert ein Hörer, andere wollen einen „weichgespülten Einheitsbrei“erkennen.
Ö 1 ist für viele mehr als nur Inhalt, mehr als nur ein Radioprogramm. Wer mit dem „Morgenjournal“aufwacht, mit dem „Mittagsjournal“speist und nach dem „Radiokolleg“einschläft, empfindet jede Änderung als Eingriff in den hoheitlichen persönlichen Alltag. Darin liegt allerdings ein Missverständnis, das schon im feinen Slogan von Wolf Haas angelegt ist: „Ö 1 gehört gehört“. Aber: Es gehört nicht seinen Hörern und folglich gibt es keinen Anspruch auf eine nostalgische Veränderungsimmunität. Auch Ö 1 muss sich verändern dürfen. ährend Trauer und Ärger über die nun verschwundenen Signations im Grunde nichts weniger als eine Liebeserklärung an Ö 1 sind, wird sich bald auch das sturste Gewohnheitstier erinnern, dass am Ende ohnehin nur die Inhalte und nicht die Verpackung zählt.
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