Meisterhaft inszenierte Strahlkraft
In neuem Glanz: „Madonna dell’ Impannata“ sche Einflüsse“, so Kurator Gnann. Aber das war nur das Fundament, Raffael entwickelte daraus seinen eigenen Stil. Die Natur als Vorbild, das Ideal der Antike als korrigierender Maßstab. Schon die kleinste Vorskizze lässt da erahnen, wie sich Raffael das Endergebnis vorgestellt haben mag: „Raffael war ein wahnsinnig ökonomischer Zeichner, der große Emotionen mit nur wenigen Strichen umsetzen konnte“, erklärt Gnann.
Der in Umbrien, Florenz und zuletzt in Rom tätige Künstler näherte sich Schritt für Schritt Madonnen-darstellung um 1508
Nicht nur heute zur Langen Nacht der Museen einen Ausflug wert: die umfassende Raffaelausstellung in der Wiener Albertina.
seinen Modellen, in den meisten Fällen sogar dem realen Menschen: wie ein Chirurg, der sich mit höchster Präzision und Akribie seinen Objekten annähert, sie aber mit einer eigenen Art der Zärtlichkeit in der Abbildung in die Welt entlässt.
die bei den Madonnen-bildnissen, die im Oeuvre des Künstlers eine zentrale Stellung einnehmen, besonders sichtbar wird: Die Vertrautheit zwischen Mutter und Kind, diese Privatheit, in der das Jesuskind mehr Kind denn Sohn ist, spiegelt auch den Aufbruchsgedanken der Renaissance wider. Nicht zuletzt deswegen war Raffael ein viel beschäftigter Mann: Er arbeitete für Fürsten und Päpste, befasste sich mit der Gestaltung der päpstlichen Privatgemächer im Vatikanpalast und wurde später sogar zum Leiter des Neubaus von Sankt Peter und zum Baumeister des päpstlichen Palastes bestimmt.
Unter den Gemälden ist ein Bild, das sich besonderer Strahlkraft rühmen darf: Die „Madonna dell’ Impannata“aus dem Palazzo Pitti wurde mit Unterstützung der Albertina restauriert – und es wurde Licht: Das Bild ist nun Mittelpunkt eines Ausstellungsraums in Blau (wie der Mantel der Madonna) und Rot (wie jenes des Granatapfels). Der Auftraggeber des Gemäldes war übrigens der römische Bankier Bindo Altoviti, dessen Porträt Plakate und Katalog ziert. Ein Bild, das nicht nur Selfie-fetischisten in Verzückung versetzt: selbstbewusst, aber nicht arrogant, leicht melancholisch, aber mit einem Hauch Optimismus. Damals wie heute zeigt sich die Essenz eines Porträts: sich von seiner besten Seite zu zeigen – das ist meisterhaft gelungen.