Am Sonntag schaut alles nach
Es ist wieder so weit, zum zweiten Mal in diesem Jahr. Zwischen Liebenau und Andritz, zwischen dem 700 Jahre alten Uhrturm und dem frisch erbauten Science Tower bei der List-halle steigt die Nervosität. Kugelschreiber werden genauso verteilt wie Gehässigkeiten. Letzteres auch unter Parteikollegen.
Heuer im Februar wählten die Grazer ja einen neuen Gemeinderat. Nun sind die 268 Wahllokale der Stadt wieder herausgeputzt: Am 15. Oktober wird der Nationalrat gewählt.
Auch wenn also das Kreuzerl quasi nach Wien geht und nichts am Ärger über den morgendlichen Stau in der Elisabethstraße ändert, nimmt die Spannung bei den Wählern wie bei den Parteien zu. Weil es halt um die Bundesregierung geht. Und sich auf lokaler Ebene zwei Fragen stellen: Welche Kandidaten ziehen mit den Kreuzerln in die Bundeshauptstadt und vertreten dort dann vermeintlich die Heimat? Und wie schneiden die Listen in der Wahllokale stehen in Graz am 15. Oktober bereit – von 7 bis 16 Uhr. Bitte Ausweis mitnehmen! der Grazer Wähler ab – so als Momentaufnahme in der Landeshauptstadt? enau hier nimmt Graz eine von vielen Sonderstellungen ein – als launiger Fleck, mit Verlaub: Werden doch von Wahl zu Wahl die Stockerlplätze neu vergeben. Während bei den jüngsten Gemeinderatswahlen die ÖVP reüssierte, lag bei der Landtagswahl 2015 die SPÖ voran – was selbst einige Genossen überraschte, gingen doch diesem Ergebnis erbitterte Machtkämpfe an der Parteispitze voran.
Die Nationalratswahl 2013 mischte die Karten überhaupt neu: Plötzlich teilten sich die knapp siegreichen Grü-
Gnen sowie die FPÖ die Stadt – das rechte Murufer färbten die Wähler blau, das linke grün (siehe auch Grafik rechts oben). Und diesmal? Wer will noch mal, wer hat noch nicht? onderstellung Nummer zwei ergibt sich aus dem Umstand, dass der „Wahlkreis 6a“Graz und Umgebung umfasst – und damit sage und schreibe neun zu vergebende Grundmandate. Das ist der österreichische Spitzenwert. Zum Vergleich: Im Wahlkreis Osttirol wird bloß um ein Direktmandat gerungen. Die Folge: In Osttirol war diese fixe Fahrkarte in den Nationalrat im Jahr 2013 ziemlich „teugunst
Ser“, man benötigte knapp 90 Prozent der Stimmen – während in Graz und Umgebung schon knapp 13 Prozent reichten. aumen mal Pi heißt dies, dass Parteien bei einem starken Ergebnis im Wahlkreis 6a zwei Direktmandate ergattern können. Umso heftiger wird innerhalb mancher Listen um diese Plätze gerungen: Im Rennen um Vorzugsstimmen und somit um eine parteiinterne Vorreihung werden weder Kosten noch Mühen noch Grabenkämpfe gescheut. Und gern in aller (virtuellen) Öffentlichkeit ausgetragen. Dirty Campaigning im Kleinen, aber mit demselben Beigeschmack ...
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