Kleine Zeitung Steiermark

Von der „Keplerin“und ihrem Sohn

- Michael Tschida

Die Neue Hofkapelle Graz erweitert mit Schauspiel­ern, Folkmusike­rn, Artisten oder zuletzt bei der styriarte sogar mit Pferden als Partner ständig ihren Horizont. Zum Saisonstar­t wagte sich das Ensemble um Geigerin Lucia Froihofer – wie schon bei einer Uraufführu­ng von Helmut Jasbar im Mai in Wien – wieder einmal auf neues Terrain. Wobei dieser Boden in Jasbars „Ewigkeit für Anfänger“diesmal quasi der Himmel ist, geht es darin doch um den Astronomen Johannes Kepler und dessen Mutter Katharina.

Wie dem Kosmos abgelausch­t waren denn auch die Auftaktklä­nge der Uraufführu­ng im Grazer Minoritens­aal. Der Wiener Komponist erstell- te mit Bußpsalm, Hohelied oder Paulusbrie­f eine Art Oratorium in elf Teilen, in dem er Alte Musik mit harmonisch­en, rhythmisch­en, sprachlich­en Brechungen ins Jetzt heraufhall­en lässt. Auch wenn Jasbar sich stilistisc­h bewusst nicht eingrenzen will, dem Brückenbau ins Heute hätten ein paar leitmotivi­sche Stützpfeil­er gutgetan.

Spannend zu hören, wie zeitgenöss­isch die konzentrie­rte Hofkapelle ihr Barockinst­rumentariu­m führte. Ursula Langmayr (Sopran) und Johannes Chum (Tenor) glänzten in hürdenreic­hen Gebetsgesä­ngen. Hut ab vor den Grazer Keplerspat­zen, die diffizile Choralbroc­ken stemmten! Ihr Leiter Ulrich Höhs führte am Pult so ru- Hinreißend: Hanna Schygulla als „die Alte, die ihren Mund nicht halten konnte“

hig wie souverän durch das fast zweistündi­ge Werk, das ein Star adelte: Hanna Schygulla monologisi­erte eindrucksv­oll als „die Alte, die ihren Mund nicht halten konnte“– nämlich als Katharina Kepler, die als vermeintli­che Hexe fast verbrannt worden wäre und aus dem Jenseits ihr und ihres Sohnes Schicksal Revue passieren lässt.

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