„Helfen, bis es ein bisserl wehtut!“
Franz Küberl über die „Sprachen des Helfens“und seinen Ärger über politische Laubbläser.
Nun wisse man, wie der Ruhestand des Ex-caritas-präsidenten Franz Küberl aussieht, schmunzelte Kleine-zeitung-chefredakteur Hubert Patterer gestern beim Salon im Styria Media Center in Graz: „Er hat sich gleich an den Schreibtisch gesetzt, um ein Buch zu schreiben.“
„Sprachen des Helfens“heißt das Buch, für das der 64-Jährige aus voller Lebenserfahrung geschöpft hat. Exemplarisch wirft er darin die Frage auf, wer der Leser sei, wenn eine Frau bewusstlos im Zug liege: Jener, der über sie hinwegsteigt, jener, der sie bestiehlt, oder jener, der hilft? Dass früher alles besser Menschen, die weniger hatten, hilfsbereiter waren als wir heute, unterschreibt Küberl so nicht: „Die Zahl der Ehrenamtlichen steigt.“Auch die Sozialversicherung sei Beispiel eines gelungenen Hilfsverbundes, den es vor 120 Jahren nicht gegeben habe. Kritisch sieht er „obskure Laubbläser“, die egal, ob bei Bettlern oder Flüchtlin- gen, meinten, „es gäbe diese nicht, nur weil man sie bei uns nicht mehr sieht“. Trotz der Grenzen des Helfens, des Leistbaren dürfe man sie nicht wie Laub wegblasen.
Eine vergiftete Form des Helfens ist für Küberl, dass der Bund die Flüchtlinge in die Mindestsicherung aufgenommen hat, nur weil das die günswar, tigste Lösung sei. „Die Politik hat doch gewusst, dass man sich dann die Köpfe einschlägt.“
Eine türkis-blaue Koalition ist für den 64-Jährigen nicht automatisch das Schreckgespenst für Sozialabbau: „Die nächste Regierung wird nach dem Getöse des Wahlkampfes vielleicht nüchtern erkennen, dass sie ihre Hausaufgaben bewältigen muss.“Zwei Leitsätze gab Küberl dem Publikum mit auf den Weg: „Man sollte helfen, bis es ein bisserl wehtut!“Und: „Mir geht es nur gut, wenn es meinem Nachbarn auch gut geht.“Sprachen des Helfens, Styria-verlag, 19,90 Euro, im Buchhandel und auf shop.kleinezeitung.at