Kraftkammer statt Gletscher-auftakt
Lindsey Vonn ist eine der großen Abwesenden beim Weltcup-auftakt in Sölden. Auch Gut, Veith und Brem fehlen.
Vier ihrer insgesamt 77 Weltcupsiege holte Lindsey Vonn im Riesentorlauf. Einen fünften wird es bei ihrer Jagd nach dem Weltcuprekord von Ingemar Stenmark mit 86 Erfolgen zumindest im Olympia-winter 2017/18 nicht geben. „Lindsey hat den Riesentorlauf zwar noch nicht komplett abgeschrieben, aber es wird nur sehr wenige Starts geben“, sagt Redbull-athletenbetreuer Robert Trenkwalder und erklärt: „Sie erhält erst dann eine Startnummer gleich nach den besten 30, wenn sie zuvor schon 500 Weltcuppunkte geholt hat. Deshalb verzichtet sie auch auf den Start beim Auftakt in Sölden.“
Vonn ist somit eine von sechs großen Abwesenden am Samstag am Söldener Gletscher: Anna Veith trainiert nach ihrer Patellasehnenoperation zwar schon wieder voll, doch Sölden „kommt zu früh“. Gleiches gilt für Eva-maria Brem, die sich November 2016 beim Training einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen hatte: „Sölden passt leider so gar nicht in meinen Zeitplan.“Ebenfalls fehlen wird Lara Gut, die sich nach ihrem im Februar bei der WM in St. Moritz erlittenen Kreuzbandriss noch in der Aufbauphase befindet. Die Schweizerin steigt erst bei den Technikrennen in Killington (25./26. November) wieder in den Weltcup ein.
Kein Rennen bestreiten wird in dieser Saison Ilka Stuhec. Die Abfahrtsweltmeisterin aus Slowenien zog sich beim Training im Pitztal einen Kreuzbandriss zu. Ob ihre Klubkollegin und beste Riesentorläuferin unseres Nachbarlandes, Ana Drev, in Sölden antreten kann, wird sich erst am Freitag entscheiden. Die 32-Jährige plagen Knieschmerzen, weshalb sie erst sehr spät mit dem Schneetraining beginnen konnte. Sie reist aber auf alle Fälle nach Sölden. Lindsey Vonn schuftet in den USA für die Rennen, lässt Sölden aus
Darauf wird Vonn verzichten, obwohl ihre Skifirma im Tiroler Skiort jährlich das Team präsentiert. „Lindsey steckt mitten in den Vorbereitungen und macht gerade einen Konditionsblock in Amerika“, erzählt Trenkwalder. Erfreulich ist, dass Vonn erstmals seit Jahren ohne Verletzung über den Sommer gekommen ist. „Selbst das Speed-training in Chile verlief ohne Komplikationen“, sagt Trenkwalder.
Auch der Bruch des rechten Oberarms, den sie im November 2016 beim Training in Copper Mountain erlitten hatte, ist mitsamt dem beschädigten Nervenfeld ausgeheilt. „Der Arm ist wieder voll funktionsfähig. Wir sind sehr zufrieden und mit den Schneetagen voll im Plan. Bevor Lindsey am 28. November bei den Speed-beanfang werben in Lake Louise in das Renngeschehen einsteigt, gibt es noch etliche Schneetage in Colorado.“
Lake Louise hat für Vonn eine besondere Bedeutung. Dort will sie in der Saison 2018/19 dann auch gegen die Herren in der Abfahrt antreten. Obwohl es viele kritische Stimmen gibt, verfolgt die 33-Jährige diesen Plan weiter. „Sie weiß, dass sie die Herren nicht schlagen kann, sie will nur einmal einen Vergleich haben“, sagt der Betreuer. Eine Entscheidung fällt die FIS im Mai. In dieser Saison hat die erfolgreichste Rennläuferin der Welt nur ein Ziel: Olympiagold in der Abfahrt oder im Super-g. Und dann nimmt sie den Stenmark-rekord ins Visier. Also fährt sie noch bis 2019.