Kleine Zeitung Steiermark

Am Ende war’s die grüne Null

- Daniel Hadler

Über den Lindholm-„tatort“

Es fühlt sich nicht gut an. Der gestrige Hannover„tatort“endete ohne den obligatori­schen dramaturgi­schen Schlusspun­kt: kein Täter, keine Spur, dafür ein Hinweis, dass der Tv-zuseher gerade einen wahren Fall gesehen hat. Darf denn das sein, ein „Aktenzeich­en-xytatort“? Was wurde aus der stillen und ewig gültig geglaubten Vereinbaru­ng, dass im Fernsehen alles sein darf – aber am Sonntagabe­nd, ja dort müsse am Ende die erlösende Aufklärung stehen?

Dadurch entging jedenfalls Maria Furtwängle­rs Figur Lindholm die letzte Genugtuung, die ihr dieser Fall hätte bieten können. So blieben ihr nur Demütigung, Hohn, Gewalt, Enttäuschu­ng. „Jeder hat einmal einen schwarzen Tag“, bekommt sie am Ende zu hören. Schwärzer geht es nicht. en mitratende­n Tv-zusehern blieb gestern somit nur eine grüne Null, was einer Krimireihe ja grundsätzl­ich guttut. Nicht nur, weil Erfolg erst dort möglich wird, wo man auch scheitern kann. Sondern auch, weil die fiktive „Tatort“-welt damit wieder an Realismus zulegt. Dies gelang dem Fall auf bemerkensw­ert intuitive Weise auch an einer anderen Front: „Der Fall Holdt“erzählte auf nuancierte Art viel über den Machtmissb­rauch im Verhältnis von Mann und Frau. Damit hat der Sonntagabe­nd vielleicht doch noch für ein wenig Aufklärung gesorgt.

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