Kleine Zeitung Steiermark

Umbau im ORF: Was sich ändert, wer gehen muss

- Von Reinhold Reiterer

Im Wahlkampf dominierte das Wort „Veränderun­g“. Wohin die Reise beim Thema ORF in den Koalitions­verhandlun­gen führen könnte – und was das personell bedeutet.

Die Orf-satiresend­ung „Tagespress­e aktuell“hat vorige Woche exklusiv enthüllt, wie sich eine Regierungs­beteiligun­g der FPÖ auf das Kinderfern­sehen auswirken werde. Einige der Beispiele waren alles andere als jugendfrei, aber dabei doch recht lustig.

Gemach, gemach. So weit sind wir noch nicht. Die Koalitions­verhandlun­gen werden erst geführt, die Regierung ist noch nicht vereidigt. Das Kapitel „Medien und ORF“wird im Cluster „Staat und Gesellscha­ft“verhandelt, dem von türkis/ schwarzer Seite Ex-rechnungsh­ofpräsiden­t Josef Moser vorsteht. Die Freiheitli­chen sind durch den Notar und Stracheste­llvertrete­r Harald Stefan vertreten. In der Fachgruppe zum Thema ORF verhandeln auf Vpseite Medienspre­cher Gernot Blümel sowie der Orf-stiftungsr­at Thomas Zach. Ihnen gegenüber sitzen die freiheitli­che Allzweckwa­ffe Herbert Kickl sowie der ehemalige Vizekanzle­r und jetzige Orf-stiftungsr­at Norbert Steger.

Steger ließ vor mehr als einem Jahr bei der Wiederbest­ellung von Alexander Wrabetz aufhorchen. Er meinte, das Orf-konstrukt halte ohnehin nur ein Jahr – denn es komme zu Neuwahlen mit einer freiheitli­chen Regierungs­beteiligun­g. Er habe den Auftrag, ein neues Orf-gesetz zu schreiben. teger verweigert­e der Kleinen Zeitung einen Einblick in „sein“neues Orf-gesetz, gab aber immerhin mündlich Auskunft. So seien die Grundlagen für einen ORF neu stark „am Aktienrech­t“orientiert. Das heißt: Nicht ein Alleingesc­häftsführe­r leitet das Unternehme­n, sondern ein Kollegialo­rgan als Vorstand mit einem „Chairman“, der bei Stimmengle­ichstand über ein Dirimierun­gsrecht verfügt. Dieses Prinzip goutiert auch die ÖVP. Ein weiterer Punkt in Stegers Vorschlag: radikale Verkleiner­ung des Stiftungsr­ats. Die laut Arbeitsver­fassungsge­setz von der Personalve­rtretung entsandten Aufsichtsr­äte haben dann kein Stimmrecht bei Personalen­tscheidung­en. Steger will die „Kapitalver­treter“im Aufsichtsg­remium entspreche­nd der politische­n Stärke der Parteien bestimmen. Er nennt das „Transparen­z“. Keinen Platz soll es mehr für von den Bun-

Sdesländer­n nominierte Stiftungsr­äte geben. Gegen diesen Punkt hat der Kärntner Stiftungsr­at Siggi Neuschitze­r, der selbst dem freiheitli­chen Lager nahesteht, seine Stimme erhoben: „Für die Zukunft des ORF ist Regionalit­ät essenziell, dafür braucht es die Stiftungsr­äte der Bundesländ­er.“Eine Meinung, die auch im schwarzen Lager Mainstream ist.

Hier nämlich zieht sich ein Bruch durch den Vp-„freundeskr­eis“im Stiftungsr­at. Vor allem die Vertreter der westlichen Bundesländ­er halten wenig von den radikalere­n Tönen ihres Stimmführe­rs Zach. Medienbeob­achter erwarten schon gespannt die nächste Stiftungsr­atssitzung am 23. November. Wird Wrabetz im obersten Orf-aufsichtsg­remium parteipoli­tisch attackiert? Viel dürfte von Konzertver­anstalter und Manager Herbert Fechter abhängen. Er hat den direkteste­n Draht zu Sebastian Kurz.

Die Amtszeit der jetzigen Stiftungsr­äte endet im Frühjahr

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