Kleine Zeitung Steiermark

Halloween ist vorbei, packt die Gespenster ein!

- Hans Winkler

Die Regierungs­verhandlun­gen sind, wie das so zu sein pflegt, mühsam für die Beteiligte­n und wenig spektakulä­r für das Publikum. Es ist alles aufreizend normal. Zwei Parteien, die einander keineswegs so nahe sind, wie das absichtsvo­ll dargestell­t wird, mühen sich ab, miteinande­r auf einen grünen Zweig zu kommen.

Da wirkt der antifaschi­stische Mummenscha­nz, der im In- und Ausland aufgeführt wird, ziemlich lächerlich. Wer fürchtet sich denn vor dem „schwarz-blauen Block“? Sicher nicht einmal die, die das schreiben. Es sind oft dieselben, die sich nicht genug über die Große Koalition alterieren konnten. Würde übrigens jemand von einem rotblauen Block im Burgenland reden? Halloween ist vorbei, die Gespenster, die durch die Gassen gejagt wurden, können eingepackt werden. Das Gespenst etwa der „Dritten Republik“oder der Abschaffun­g der Sozialpart­nerschaft. Wenn, dann schafft sich die Sozialpart­nerschaft schon selbst ab.

„In Zeiten, in denen Deutschnat­ionale und völkisch Gesinnte sich Zugang zu den Schalthebe­ln der Macht gesichert haben“, schrieb eine Wochenschr­ift wohl in der Meinung, das müsse den Leuten einen Schauer über den Rücken jagen.

Na und? Warum soll jemand nicht an die Macht kommen dürfen, der sich der „deutschen Sprachund Kulturgeme­inschaft“zugehörig fühlt, ein anderer, der „Sozialismu­s für die vollendete Demokratie“hält, aber schon? Ersteres ist eine etwas abgestande­ne Marotte, das Zweite ist totalitär. uf der Tagesordnu­ng steht nicht der Umbau des Staates, das würde an den Ländern scheitern, es wird schwierig genug sein, Finanzausg­leich und Spitalsfin­anzierung neu zu regeln. Es gibt aber ein Problem mit der FPÖ. Es besteht darin, dass man nicht weiß, ob sie überhaupt regieren will und nicht ihren eingeübten Opposition­sreflex in die Regierung mitnimmt. Man sollte sich anschauen, was bei den Verhandlun­gen herauskomm­t und wie damit fünf (oder hoffentlic­h nur vier) Jahre lang regiert werden wird. Wenn das Urteil negativ ausfällt, muss man bei der nächsten Wahl daraus seine Konsequenz ziehen.

war Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung

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