Zur Person
bar zu lesen. Aber sie hat in vielem recht, wie etwa bei der Männerkonkurrenz. Ich kann das mit den Ergebnissen unserer Studie nur bestätigen. Testosteron haben wir, aber das ist von Mann zu Mann unterschiedlich ausgeprägt.
In den Neurowissenschaften ist die Geschlechterdifferenzforschung ein Dauerbrenner: Es gibt Tausende Studien zu den Unterschieden zwischen Mann und Frau. Bleibt davon mehr als die Erkenntnis, dass Männer besser einparken können und Frauen einfühlsamer sind?
Die Hirnforschung hat wirklich viel geleistet – und viel Nebuloses auf eine naturwissenschaftliche Basis gestellt. Aber dass man aus den Ergebnissen ein Verhalten ableiten und komplexe Zusammenhänge beschreiben könnte, das ist noch nicht gelungen. Gerade bei der Geschlechterdifferenzierung geht die Aussage der einen Studie in die eine Richtung und die andere in die entgegengesetzte. Die Conclusio sollte nicht in Plattitüden kulminieren, die man schon in den 70er-jahren nicht hören konnte. Wenn Sie sich einen Porsche kaufen wollen und in ein Autohaus gehen, dann kann man mit der Neuroforschung nachweisen, in welchem Areal im Gehirn etwas aufflackert. Man kann damit aber nicht erklären, welches Modell Sie bevorzugen: den 911er oder doch den Cayenne?
Welche Rolle ist heute gefragt beim Mann?
Das ist ja das Problem: Viele Männer sind verunsichert, weil sie das nicht wissen. Viele müssen erst wieder ihre Rolle finden, in der sie den Frauen auf Augenhöhe begegnen und auch ihre Wünsche und Hoffnungen durchsetzen können.
Nun ist es aber doch so, dass sich in den Machtzirkeln, abgesehen von Angela Merkel und wenigen anderen Frauen, vor allem Männer in dunklem Zwirn die Welt untereinander aufteilen.
Das stimmt, in diesen Kreisen ist es noch immer fast eine reine Männerwelt.
Weil die Männer bessere Seilschaften bilden?
Ja, und dabei erlebt man ja ein archetypisches Vorgehen: Man hält sich an Menschen, die einem ähnlich sind. Und die Seilschaften werden dazu benutzt, dass immer ähnliche Menschen nach oben kommen. Das wurde ja über Jahrzehnte trainiert. Frauen haben es sehr, sehr schwer, da hineinzukommen.
geb. am 5. Mai 1963 in München. Bwl-studium, im Nebenfach Psychologie. Er ist verheiratet und lebt in Essen. Marketing-chef des „Rheingold-salon“in Köln. Das Unternehmensberatungsund Marktforschungsinstitut hat eine Studie unter 1000 Männern im Alter zwischen 30 und 60 Jahren durchgeführt. Neben quantitativen Befragungen wurden 50 tiefenpsychologische Interviews geführt. Themenbereich: Wie ist das Lebensgefühl der Männer heute?
Einige Fakten: Männer werden doppelt so oft chronisch krank wie Frauen, trinken sich häufiger zu Tode und laufen öfter Amok. Im Bildungswesen gelten Buben als Verlierer, und am Ende sterben Männer statistisch gesehen sechs Jahre früher als Frauen: Ist der Mann heute das schwache Geschlecht?
Wenn man sich nur diese Zahlen ansieht, muss man Ja sagen. Oh Gott, wir sind ja echt die Armen! Aber es gibt eine ganze Menge anderer Dinge, die ein Männerleben ausmachen. Wie er lebt, welche Ideale er hat ...
Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er auch zu seinen Schwächen steht, denn letztlich macht ihn das selbstsicher. Respektvoll miteinander umgehen, das sollte nicht nur zwischen Mann und Frau gelten, das sollte die Basis unserer Gesellschaft sein.