Italien sucht die Schuld bei den Legionären
Italien grübelt über Gründe für den Qualitätsschwund im Fußball und beklagt zu viele Legionäre. Der Anteil ist in anderen Ligen aber höher.
Das historische WM-AUS versetzte den italienischen Fußball in eine Sinnkrise. Die Ursachenforschung der fußballvernarrten „Azzurri“läuft auf Hochtouren. Und Experten, Fußballer und Politiker meinen, im hohen Ausländeranteil der heimischen Serie A den Kern des Problems für die zunehmende Bedeutungslosigkeit des italienischen Fußballs gefunden zu haben. Und blickten sie dieser Tage nach Rom, dürften sie sich vermutlich bestätigt fühlen: Beim berühmten Römer-derby zwischen der AS Roma und Lazio waren nur neun all jener 46 Personen, die in der Startelf standen oder auf der Ersatzbank saßen, Italiener. AS Roma – Lazio Rom SSC Napoli – AC Milan Crotone – Genoa CFC Benevento – US Sassuolo Genua – Juventus Turin SPAL Ferrara – Fiorentina Torino – Chievo Verona Udinese – Cagliari
Inter Mailand – Bergamo Hellas Verona – Bologna 1.
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6. 2:1 (0:0) 2:1 (1:0) 0:1 (0:1) 1:2 (0:0) 3:2 (0:0) 1:1 (1:0) 1:1 (1:1) 0:1 (0:0) Nacht Heute, 20.45
Doch die schwindende Qualität auf einen hohen Ausländeranteil zu reduzieren, ist viel zu simpel. In dieser Saison kommen Legionäre in Italien auf einen Spielanteil von 54,4 Prozent. In Deutschland waren im gleichen Zeitraum mehr Nichtdeutsche im Einsatz (55,6 Prozent), im Vergleich zu England ist der Ausländeranteil sogar ein weitaus geringerer (66,8).
Die inneritalienische Tendenz verrät, dass Italiener in ihrer Heimat zunehmend einen schweren Stand haben. In der Saison 2005/06, bevor die Italiener mit dem Wm-titel ihre letzte große Sternstunde erlebten, kamen heimische Spieler in der Serie A noch auf 70 Prozent der Spielanteile, zehn Jahre davor gar auf 80,9 Prozent. Jedoch:
SV Darmstadt – Sandhausen 1:2 (0:1) Arminia Bielefeld – Braunschweig 2:2 (1:0) VFL Bochum – Greuther Fürth 1:1 (1:1) FC Heidenheim – Union Berlin 4:3 (1:0) 1. FC Nürnberg – Holstein Kiel 2:2 (0:0) Ingolstadt – Düsseldorf 1:0 (1:0) FC St. Pauli – Regensburg 2:2 (2:2) MSV Duisburg – Erzgebirge Aue 3:0 (0:0) Dresden – Kaiserslautern Heute, 20.30 1.
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3. Das ist kein italienisches, sondern ein globales Phänomen und in allen Topligen ähnlich. Mehr Rückschlüsse auf die Qualität lässt vielmehr die Italiener-quote in europäischen Topligen zu – und diese ist tatsächlich überschaubar: In England kommen sechs Profis aus Italien in der aktuellen Saison auf weniger Einsätze als Nationen wie Kongo und Ägypten. Die Ligen in Deutschland (vier Legionäre), Frankreich (vier) und Spanien (sechs) hübschen diese Statistik aus italienischer Sicht nicht auf.
Der Glanz des italienischen Fußballs ist verblasst, er leidet unter einem massiven Qualitätsproblem. Dafür nur einen angeblich zu hohen Legionärsanteil verantwortlich zu machen, greift jedoch viel zu kurz.
Stuttgart – Dortmund FC Bayern – Augsburg Hoffenheim – Frankfurt Leverkusen – Leipzig Mainz – Köln
Wolfsburg – Freiburg Hertha BSC – Gladbach Schalke – Hamburg Bremen – Hannover 1. 2. 3. 4. 5.
6.
2:1 (1:1) 3:0 (2:0) 1:1 (0:1) 2:2 (1:1) 1:0 (1:0) 3:1 (2:0) 2:4 (1:3) 2:0 (1:0) 4:0 (1:0)