Kleine Zeitung Steiermark

Italien sucht die Schuld bei den Legionären

- Von David Baumgartne­r

Italien grübelt über Gründe für den Qualitätss­chwund im Fußball und beklagt zu viele Legionäre. Der Anteil ist in anderen Ligen aber höher.

Das historisch­e WM-AUS versetzte den italienisc­hen Fußball in eine Sinnkrise. Die Ursachenfo­rschung der fußballver­narrten „Azzurri“läuft auf Hochtouren. Und Experten, Fußballer und Politiker meinen, im hohen Ausländera­nteil der heimischen Serie A den Kern des Problems für die zunehmende Bedeutungs­losigkeit des italienisc­hen Fußballs gefunden zu haben. Und blickten sie dieser Tage nach Rom, dürften sie sich vermutlich bestätigt fühlen: Beim berühmten Römer-derby zwischen der AS Roma und Lazio waren nur neun all jener 46 Personen, die in der Startelf standen oder auf der Ersatzbank saßen, Italiener. AS Roma – Lazio Rom SSC Napoli – AC Milan Crotone – Genoa CFC Benevento – US Sassuolo Genua – Juventus Turin SPAL Ferrara – Fiorentina Torino – Chievo Verona Udinese – Cagliari

Inter Mailand – Bergamo Hellas Verona – Bologna 1.

2.

3.

4.

5.

6. 2:1 (0:0) 2:1 (1:0) 0:1 (0:1) 1:2 (0:0) 3:2 (0:0) 1:1 (1:0) 1:1 (1:1) 0:1 (0:0) Nacht Heute, 20.45

Doch die schwindend­e Qualität auf einen hohen Ausländera­nteil zu reduzieren, ist viel zu simpel. In dieser Saison kommen Legionäre in Italien auf einen Spielantei­l von 54,4 Prozent. In Deutschlan­d waren im gleichen Zeitraum mehr Nichtdeuts­che im Einsatz (55,6 Prozent), im Vergleich zu England ist der Ausländera­nteil sogar ein weitaus geringerer (66,8).

Die inneritali­enische Tendenz verrät, dass Italiener in ihrer Heimat zunehmend einen schweren Stand haben. In der Saison 2005/06, bevor die Italiener mit dem Wm-titel ihre letzte große Sternstund­e erlebten, kamen heimische Spieler in der Serie A noch auf 70 Prozent der Spielantei­le, zehn Jahre davor gar auf 80,9 Prozent. Jedoch:

SV Darmstadt – Sandhausen 1:2 (0:1) Arminia Bielefeld – Braunschwe­ig 2:2 (1:0) VFL Bochum – Greuther Fürth 1:1 (1:1) FC Heidenheim – Union Berlin 4:3 (1:0) 1. FC Nürnberg – Holstein Kiel 2:2 (0:0) Ingolstadt – Düsseldorf 1:0 (1:0) FC St. Pauli – Regensburg 2:2 (2:2) MSV Duisburg – Erzgebirge Aue 3:0 (0:0) Dresden – Kaiserslau­tern Heute, 20.30 1.

2.

3. Das ist kein italienisc­hes, sondern ein globales Phänomen und in allen Topligen ähnlich. Mehr Rückschlüs­se auf die Qualität lässt vielmehr die Italiener-quote in europäisch­en Topligen zu – und diese ist tatsächlic­h überschaub­ar: In England kommen sechs Profis aus Italien in der aktuellen Saison auf weniger Einsätze als Nationen wie Kongo und Ägypten. Die Ligen in Deutschlan­d (vier Legionäre), Frankreich (vier) und Spanien (sechs) hübschen diese Statistik aus italienisc­her Sicht nicht auf.

Der Glanz des italienisc­hen Fußballs ist verblasst, er leidet unter einem massiven Qualitätsp­roblem. Dafür nur einen angeblich zu hohen Legionärsa­nteil verantwort­lich zu machen, greift jedoch viel zu kurz.

Stuttgart – Dortmund FC Bayern – Augsburg Hoffenheim – Frankfurt Leverkusen – Leipzig Mainz – Köln

Wolfsburg – Freiburg Hertha BSC – Gladbach Schalke – Hamburg Bremen – Hannover 1. 2. 3. 4. 5.

6.

2:1 (1:1) 3:0 (2:0) 1:1 (0:1) 2:2 (1:1) 1:0 (1:0) 3:1 (2:0) 2:4 (1:3) 2:0 (1:0) 4:0 (1:0)

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