Kleine Zeitung Steiermark

Gott am Seziertisc­h

- Daniel Hadler

Rückblick auf den „Tatort“

Den Gottesbewe­is blieb das ansonsten auf Beweisfind­ung spezialisi­erte Team aus Münster zwar schuldig, dennoch lässt sich das eine oder andere Fazit aus dem gestrigen „Tatort“ableiten:

1. Die schräge Mischung aus Arzt-egomane Boerne (Jan Josef Liefers) und St.pauli-fan „Franky-girl“Thiel (Axel Prahl) funktionie­rt weiterhin wie eine mit Pointen geölte Maschine.

2. Die parodierte Kunstszene macht einem Sorgen: Ein Livestream aus einem Frauenunte­rleib und ein mystischer Koffer, der alles und nichts enthält, sind Sahnehäubc­hen des Bizarren. Dagegen wirkten die in Skulpturen verpackten Mordopfer beinahe konvention­ell.

3. Kunst darf eben doch nicht alles. Zum Beispiel töten. Außer der Künstler nennt sich Gott – sagt zumindest die Kuratorin: „Wenn G.O.D. das tatsächlic­h gemacht hätte, dann wäre es große Kunst gewesen.“

4. Aleksandar Jovanovic gibt einen wunderbar verrückten Exzentrike­r ab.

5. Vorsicht bei Doktorspie­len auf dem Seziertisc­h!

6. Irgendwann schafft sich der „Tatort“aus Münster noch selbst ab. Der Kriminalge­schichte hat er sich schon weitgehend entledigt, die Morde sind noch Notwendigk­eit, die Ermittlung­en lästiges Beiwerk.

7. Bonsais sind Kunst. Wenn man sie abfackelt.

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