Gott am Seziertisch
Rückblick auf den „Tatort“
Den Gottesbeweis blieb das ansonsten auf Beweisfindung spezialisierte Team aus Münster zwar schuldig, dennoch lässt sich das eine oder andere Fazit aus dem gestrigen „Tatort“ableiten:
1. Die schräge Mischung aus Arzt-egomane Boerne (Jan Josef Liefers) und St.pauli-fan „Franky-girl“Thiel (Axel Prahl) funktioniert weiterhin wie eine mit Pointen geölte Maschine.
2. Die parodierte Kunstszene macht einem Sorgen: Ein Livestream aus einem Frauenunterleib und ein mystischer Koffer, der alles und nichts enthält, sind Sahnehäubchen des Bizarren. Dagegen wirkten die in Skulpturen verpackten Mordopfer beinahe konventionell.
3. Kunst darf eben doch nicht alles. Zum Beispiel töten. Außer der Künstler nennt sich Gott – sagt zumindest die Kuratorin: „Wenn G.O.D. das tatsächlich gemacht hätte, dann wäre es große Kunst gewesen.“
4. Aleksandar Jovanovic gibt einen wunderbar verrückten Exzentriker ab.
5. Vorsicht bei Doktorspielen auf dem Seziertisch!
6. Irgendwann schafft sich der „Tatort“aus Münster noch selbst ab. Der Kriminalgeschichte hat er sich schon weitgehend entledigt, die Morde sind noch Notwendigkeit, die Ermittlungen lästiges Beiwerk.
7. Bonsais sind Kunst. Wenn man sie abfackelt.