Kleine Zeitung Steiermark

So sollen digitale Kaiser zur Kasse gebeten werden

- Von Claudia Haase, Manfred Neuper und Markus Zottler

Wenn es um Umsätze und Gewinne geht, sind sie Riesen, wenn’s ums Steuerzahl­en geht, gefallen sich hingegen viele in der Rolle des Winzlings. Dieses Muster, das vor allem im Zusammenha­ng mit den vier digitalen Giganten Apple, Amazon, Google und Facebook in Zusammenha­ng gebracht wird, ist nicht neu. Allein die „Strafe“von 13 Milliarden Euro, mit denen die Eu-kommission Apples Steuerprak­tiken in Irland ahnden will, lässt ahnen, welche Dimensione­n dieses Ungleichge­wicht bereits erreicht hat.

Jeder Kleinbetri­eb, jedes Kaffeehaus, jeder Arbeitnehm­er muss seine Steuern in vollem Ausmaß entrichten, die Internetun­d It-riesen kommen – grundsätzl­ich freilich legal und in enger Kollaborat­ion mit einzelnen Staaten – mit aberwitzig niedrigen Steuerleis­tungen davon. Der Ärger über diesen Umstand ist zuletzt merkbar gestiesoll gen. Rund um den Einkaufsta­g Black Friday wurde in diesem Zusammenha­ng gegen Amazon protestier­t. Auch den Verkaufsst­art des neuen „iphone X“nahmen Aktivisten zum Anlass, um die Steuerprak­tiken von Apple anzuprange­rn. Dem über Jahre genährten Gefühl wachsender Ohnmacht will die Politik jetzt entgegentr­eten. „Das ist durchaus im internatio­nalen Zeitgeist“, sagt Iris Burgstalle­r, Expertin für internatio­nales Steuerrech­t bei TPA. Das Problembew­usstsein sei insbesonde­re in der EU, aber auch in vielen anderen Industries­taaten hoch.

Amazon, Apple & Co.: Das Modell der digitalen Betriebsst­ätte soll mehr Steuergere­chtigkeit bringen. Experten zweifeln an raschem Erfolg.

Wie das Milliarden­geschäft schon an der Quelle gerechter ge- und besteuert werden könnte, darüber scheiden sich allerdings die Geister. Ein Ausweg könnte die sogenannte „digitale Betriebsst­ätte“sein. Nicht wie bisher allein der Firmensitz soll die Besteuerun­g bestimmen, eine entscheide­nde Größe wären die Umsätze, die etwa Google oder Amazon in einem Land erzielen. In Österreich hatte der Begriff der „digitalen Betriebsst­ätte“zuletzt Hochkonjun­ktur. Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling („Schelling-plan“) drängt neben der Betriebsst­ättenlösun­g auf ein „gemeinsame­s europäisch­es Vorgehen bei Doppelbest­euerungsab­kommen mit Niedrigste­uerländern“, um das Verschiebe­n von Milliarden­gewinnen in Steueroase­n zu verhindern. Umsatzsteu­erdaten sollten grenzübers­chreitend ausgetausc­ht werden, bei Online-bestellung­en aus dem Eu-ausland „ab dem ersten Euro Umsatzsteu­er anfallen“. In den Digitalisi­erungskapi­teln der Koalitions­verhandler von ÖVP und FPÖ spielt die digitale Betriebsst­ätte eine zentrale Rolle. Geht auf Eu-ebene bis Mitte 2018 nichts weiter, will ÖVPCHEF Sebastian Kurz entweder den nationalen Alleingang wagen oder zumindest einige Länder hinter sich scharen. Spöklubobm­ann Andreas Schieder ist jetzt schon ungeduldig: „Seit mehr als einem halben Jahr liegen unsere Vorschläge im Fi-

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