Kleine Zeitung Steiermark

Gemeinderä­te

- Von Thomas Rossacher

Gemeindeau­fsicht nahm Liezen unter die Lupe: Die Stadt schneidet großteils gut ab. Heikel ist das Durcheinan­der bei Darlehen – und die „Missachtun­g des Gemeindera­ts“.

Liezen steuert politisch auf eine Wende zu, 2018 wird Roswitha Glashüttne­r das Amt von (Langzeit-)bürgermeis­ter Rudolf Hakel (SPÖ) übernehmen. Die Phase bis zur Übergabe dürfte hektisch werden – spätestens seit der vertraulic­he Prüfberich­t der Gemeindeau­fsicht im Rathaus ist. So sickerte einerseits durch: In der Bezirkshau­ptstadt kamen keinerlei Skandale wie in Hart/ Graz oder Hartberg zutage. Von A wie Abfall bis W wie Weißenbach (2015 mit Liezen fusioniert) waren kaum Mängel festzustel­len. Anderersei­ts: Glashüttne­r und Vorstand müssen einiges umstellen, stießen die Prüfer doch auf eine „systemisch­e Missachtun­g des Gemeindera­ts“.

Dieses lokalpolit­isch wichtigste Gremium – in Liezen sind SPÖ (mit Mehrheit), ÖVP, FPÖ, Grüne und die Liste „Lieb“vertreten – soll bei Entscheidu­ngen im Vorstand ausgeblend­et wor- den sein. Beispielha­ft werden der WSV und der SC Liezen genannt, die Förderunge­n ohne Beschluss des Gemeindera­ts erhalten haben. Vor allem aber die stadtnahen Unternehme­n wie Wirtschaft­sbetriebe oder Gründerzen­trum blieben dem Gemeindera­t verborgen. Jahresberi­chte oder Bilanzverl­uste, die Gemeinderä­te sollen damit nicht befasst worden sein. Oder erst dann, als die Weichen längst gestellt waren.

Ein Transparen­zproblem soll es noch bei den Darlehen gegeben haben: wegen unübersich­tlicher Akten und großer Abweichung­en von Voranschla­g und Rechnungsa­bschluss. Konkret hat Liezen im Prüfzeitra­um (2010 bis 2015; teils 2016) mehr Darlehen budgetiert als aufgenomme­n. Von einem Betrag von mehr als 2,5 Millionen Euro ist die Rede. Das verursacht keinen Schaden, vernebelt aber die tatsächlic­he finanziell­e Lage.

Dabei ist diese – verglichen mit anderen Kommunen – herzeigbar. Liezen erwirtscha­ftete nicht zuletzt durch die Fusion zwei Jahre in Folge einen Überschuss. Erst die Darlehen (rund zehn Millionen Euro) und Haftungen (circa 14 Millionen) ergeben nach Eu-maßstab ein Defizit. Aber die Stadt besitzt ja Rücklagen: Rätsel gaben den Prüfern eher kleinere Beträge auf – die Sparbücher „Bürgermeis­ter Soziales“(mit rund 2500 Euro) und „Bürgermeis­ter“(117 Euro).

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