Experte: Dieselmotor fast ohne Stickoxide möglich
Tu-prof. Eichlseder, AVL-CHEF List und Wk-präsident Herk zur Zukunft des Diesels
Steirische Experten machen sich für den Dieselmotor stark. Trotz Abgasskandal habe er Zukunftspotenzial.
Abgasskandal hin oder her – Österreich ist weiterhin ein Dieselland. 50 Prozent der zwischen Jänner und Oktober neu angemeldeten Autos sind mit dem Selbstzünder ausgestattet. Dennoch haben die negativen Schlagzeilen Autofahrer verunsichert. Im Vorjahr lag der Dieselanteil nämlich noch bei 57,1 Prozent.
Den schlechten Ruf habe der Dieselmotor zu Unrecht, befindet Helmut Eichlseder, Professor für Verbrennungskraftmaschinen an der TU Graz. Das dringendste Thema seien die Stickoxid-emissionen.
Doch hier werde es mittelfristig möglich sein, Dieselmotoren zu bauen, die kaum noch Schadstoffe in die Umwelt abgeben. So entstünde der Großteil der Stickoxid-abgase derzeit beim Kaltstart. Hybridsysteme und ein Vorheizen des Motors wären mögliche Lösungsansätze. „Doch bereits jetzt hat es seit der Einführung der Abgastests unter Realbedingungen bei dem Thema signifikante Fortschritte gegeben.“
Ein System für die Messung dieser „Real-drive-emissions“wurde von der AVL List in Graz entwickelt. Firmenchef Helmut List sieht darin einen gewaltigen Fortschritt: „Innerhalb eines Jahres konnten die Stickoxide bei den besten, neuerdings am Markt verfügbaren Dieselfahrzeugen auf ein Fünftel reduziert werden.“Für die Zukunft sieht List einen Wettbewerb von drei Antriebsarten: Verbrennungsmotoren, batteriebetriebene E-autos und Stromer, die mittels Brennstoffzelle angetrieben werden. „Den Diesel aus dieser Entwicklung herauszunehmen, wäre fahrlässig. Schließlich gibt es klare Vorteile bei Verbrauch und den Treibhaus-emissionen.“Durch die rückgängigen Marktanteile des Diesels würde heuer im Verkehr erstmals wieder mehr CO2 ausgestoßen als im Vorjahr. „Bisher hatten wir immer einen Rückgang“, führt List aus.
Auch Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk spricht sich gegen politische Panikmache aus. Österreichweit würden 230.000 Arbeitsplätze am Thema Diesel hängen. Herk hält nichts von Fahrverboten für Dieselfahrzeuge. „Alleine in den zehn größten Städten würde ein solches Verbot über fünf Milliarden Euro Schaden verursachen.“