Kleine Zeitung Steiermark

Sanglich bis rauschhaft

- Michael Tschida

Oksana Lynivs zweiter Musikverei­n-abend, mit einer Rarität und einem Klassegeig­er.

Bartók goes Hollywood“, fasste der Sitznachba­r das Eingangsst­ück treffend zusammen, ohne zu wissen, dass die Orchesters­uite eine überarbeit­ete Filmmusik ist. In Myroslav Skoryks „Huzulische­m Tryptichon“(1965) findet die Folklore des Bergvolks in den ukrainisch­en Karpaten ein rhythmisch vertrackte­s Echo.

Nach dem raffiniert­en Mitbringse­l aus ihrer Heimat servierte Oksana Lyniv im Stefaniens­aal bereits den Höhepunkt des Abends, dem Emmanuel Tjeknavori­an seinen Stempel aufdrückte. Der Wiener hatte hierzuland­e schon zwei Mal beim Festival St. Gallen mit dem weichen Bronzeton seiner Stradivari begeistert. Beim Musikverei­n-debüt imponierte er mit Brahms’ einzigem, großteils in Pörtschach geschriebe­nem Violinkonz­ert. Für die sangliche Kadenz des 1. Satzes fand der erst 22-Jährige ebenso Glanz, Farbigkeit und Tiefgang wie für die ungarische­n Tanzmotive des Schlusssat­zes.

Die akkurat gestaltend­e neue Chefdirige­ntin der Oper hatte ein zwar nicht wirklich stringente­s Programm zusammenge­stellt, die Grazer Philharmon­iker konnten dadurch aber reichlich Facetten zeigen. Auf das impression­istische, aufrausche­nde „La mer“von Claude Debussy (1918) folgte quasi ein weiterer Rausch: Maurice Ravels „La valse“(1919/20), vom Orchester herrlich durchtorke­lt, klingt ja so grotesk bis chaotisch, als hätte der Schani Strauß anstelle eines Achterls Veltliner eine Flasche Absinth gekippt. Dirigentin Oksana Lyniv

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