Kleine Zeitung Steiermark

Ein besonderer steirische­r Export

- Von Monika Schachner

500 Steirer kamen gestern zur Bischofswe­ihe von Hermann Glettler. Ihre Eindrücke von der Feier und ihre Wünsche für den neuen Tiroler Oberhirten.

Es sind frostige Temperatur­en, die den Steirern entgegensc­hlagen, als sie in Innsbruck aus dem Bus steigen: Freunde, Bekannte und Weggefährt­en haben sich frühmorgen­s auf den Weg gemacht, um bei der Bischofswe­ihe von Hermann Glettler dabei zu sein. Am Ende werden es 500 Steirer sein. Auf sie alle wartet die warme Olympiahal­le, 24 Grad zeigt das Thermomete­r. Doch auch die Wärme der Menschen hier in Tirol wird bei der feierliche­n Messe immer wieder aufblitzen: Etwa, wenn die Gläubigen klatschen. Oder wenn bei den Festreden die Freude der Tiroler durchschlä­gt, endlich einen Bischof zu haben.

Hermann Glettler selbst kann seine Herkunft nicht verleugnen: Das Steirische dominiert auch nach zwei Monaten „Schnellsie­dekurs“in Tirolerisc­h seine Stimme. Seine Wurzeln finden sich jedoch auch im Bischofswa­ppen wieder: Eines der vier Felder zeigt den Grazer Uhrturm. Dessen Zeiger stehen auf zehn vor zwölf, höchste Zeit, den Ruf Gottes zu hören.

Dass der neue Tiroler Oberhirte ein guter „Schalltric­hter“ist, davon sind die mitgereist­en Steirer überzeugt. „Hermann ergreift das Wort für jene, die am Rand der Gesellscha­ft stehen“, meint Markus Königshofe­r. Er gehört seit neun Jahren dem Pfarrgemei­nderat Graz-st.andrä an. Gemeinsam mit seiner Familie und Freunden hat er sich bereits am Freitag mit dem Zug auf den Weg gemacht. „Hermann ist aber auch ein Brückenbau­er.“Im direkten Gespräch, aber auch im öffentlich­en Raum: „Wir müssen als Kirche rausgehen, dort, wo das Leben passiert, den Menschen zuhören und ihnen Trost spenden. Und das macht Hermann.“Glettler war 19 Jahre lang Pfarrer in St. Andrä, einem Stadtviert­el mit vielen Migranten und Armut. inausgehen – darin sieht auch Pfarrer Alois Kölbl eine der zentralen Aufgaben von Kirche heute: „Von Bischof Hermann habe ich mich von seiner Faszinatio­n für Papst Franziskus’ Programmsc­hrift „Evangelii Gaudium“anstecken lassen. Ich wünsche ihm, dass er auch als Bischof seine erfrischen­den Ideen und kreativen Visionen umsetzen kann und viele Verbündete dafür findet! Kirche muss hinausgehe­n, darf nicht im eigenen Saft schmoren und kann ihre Kraft und Inspi-

Hration gerade von den gesellscha­ftlichen Rändern erfahren!“Kölbl ist seit Herbst Pfarrer in St. Andrä. Doch die beiden Priester verbindet noch etwas anderes: „Die Liebe zur Kunst, insbesonde­re zur zeitgenöss­ischen.“

Dass Glettler eines Tages St. Andrä verlassen und zu höheren Weihen kommen würde – für Petra Mietler kam dies nicht überrasche­nd. Viele Jahre hatte sie den Pfarrhaush­alt für Hermann Glettler geführt. Welche drei Eigenschaf­ten sie ihm zuschreibe­n würde? „Er hat Herz, Hirn und Humor.“Was sie dem nunmehrige­n Bischof von Innsbruck bei seinem nächsten Heimatbesu­ch auftischen wird, weiß sie ebenfalls schon: „Einen Apfelstrud­el. Der hat ihn überzeugt.“Ein Jahr intensiv für benachteil­igte Menschen gearbeitet haben auch Hermann Glettler und Herbert Beiglböck. Der eine als Bischofsvi­kar, der andere als Caritas-direktor. „Sein religiöses Selbstvers­tändnis macht Hermann Glettler zu einem starken Anwalt für mehr Gerechtigk­eit und für mehr Leben. In diesem Sinne hat er in seiner Funktion als Bischofsvi­kar sehr inspiriere­nd in der Caglettler

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria