Ein Bischofsstab mit Pfeffermühle
Gustav Troger (66) gestaltete für Bischof Hermann Glettler ungewöhnliche Insignien.
Wer am Sonntag bei der Weihe des neuen Innsbrucker Diözesanbischofs in der Olympiahalle oder im ORF scharf hinschaute, staunte nicht schlecht: Hermann Glettler trug als Insignien neben Ring und Mitra ein Brustkreuz mit 19 Löchern sowie einen zigfach durchbohrten Hirtenstab, auf dem eine kleine verspiegelte Kugel appliziert war und zudem ... eine Gewürzmühle aus Acryl mit rotbuntem Pfeffer darin.
Gustav Troger hat den Krummstab aus altem Kirchenbestand nachbearbeitet. Die Bohrungen sollen Durchlässigkeit, Transparenz, aber auch Verwundbarkeit ausdrücken, hieß es dazu im Feierheft. Die Löcher im aufgebohrten Pektorale seien eine Anspielung auf das durchbohrte Herz Jesu. Und der Pfeffer?
„Den wird er in seinem Amt gut gebrauchen können“, sagte Troger im „Standard“. Und der kunstaffine Bischof, mit dem gebürtigen Weststeirer in jahrzehntelanger Freundschaft verbunden, sieht den pfiffigen Haltegriff laut seiner Schlussansprache vor 6000 Mitfeiernden als Ansporn: „Ja, wir brauchen alle die Gehwürze, besonders in Phasen der Müdigkeit und bei lähmenden Auseinandersetzungen.“
Troger, der seit 1989 regelmäßig zwischen Graz und Los Angeles pendelt, wurde für seine Arbeiten vielfach ausgezeichnet. Für das Video zum Song „Reflektor“der kanadischen Indie-rock-band Arcade Fire engagierte ihn Anton Corbijn 2013 als ganzkörperverspiegelten „Mirror Man“. Der 66-jährige Maler und Bildhauer, der auch die Fassade von Glettlers ehemaliger Grazer Pfarre St. Andrä gestaltete, wurde übrigens vor der Weihe kurz von Sicherheitsbeamten gestoppt und musste seinen verdächtigen schwarzen Koffer öffnen. Auch die waren verblüfft: vom zerlegten Bischofsstab und vom Pfeffer natürlich. Künstler Gustav Troger Bischof Hermann Glettler mit dem avantgardistischen Hirtenstab. Oben sein Brustkreuz