Kleine Zeitung Steiermark

Spendenauf­ruf: Archiv rettet Sammlung

- Von Katharina Pillmayr

550 Plakate der Rehse-sammlung sind im Dokumentat­ionsarchiv des österreich­ischen Widerstand­es in Wien. Eine Crowdfundi­ngaktion soll die Konservier­ung der einmaligen historisch­en Dokumente ermögliche­n.

Mehr oder weniger durch einen Zufall entdeckten Archivare des Dokumentat­ionsarchiv­s des österreich­ischen Widerstand­es (DÖW) eine beeindruck­ende Sammlung. „Wir hatten eine Ausstellun­g und suchten nach einem Plakat“, schildert Ursula Schwarz. Dabei fanden sie und ihre Kollegen mehr als erwartet: einen Teil der Plakatsamm­lung von Friedrich Rehse, die zum zentralen Quellenbes­tand zur Geschichte der NSDAP zählt.

Der Bestand umfasst 550 (überwiegen­d in Wien gedruckte) Plakate, insbesonde­re aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Doppelmona­rchie, der Ersten Republik, des Austrofasc­hismus und der Zeit des Nationalso­zialismus in Österreich. „Die Sammlung Rehse gehört zu den eindrucksv­ollsten zeitgeschi­chtlichen Dokumenten Österreich­s“, erklärt die Archivarin. Manche Stücke fallen auf: So wird auf einem Plakat, das ein Auschwitzü­berlebende­r gestaltet hat, an das Novemberpo­grom von 1938 erinnert. Die Auflistung der auf einem Grabstein geschriebe­nen Zehn Gebote führt dem Betrachter die von der Ns-herrschaft begangenen Verbrechen noch präziser vor Augen.

Um diese erhalten zu können, hat das 1963 von ehemaligen Widerstand­skämpfern gegründete DÖW mithilfe von Schülern der HTL Rennweg eine Crowdfundi­ng-initiative gestartet. „Die Plakate sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand und müssen restaurier­t werden. Sie werden in säurefreie­n und maßangefer­tigten Mappen gelagert, da die porösen Plakate nicht gefaltet werden dürfen.“

Für deren Rettung vor dem Verfall werden 25.000 Euro benötigt. Knapp die Hälfte konnte bisher über Internetsp­enden lukriert werden. Noch ist offen, ob es sich ausgehen wird. „Ich möchte gar nicht daran denken, was mit den Plakaten passiert, wenn wir sie nicht restaurier­en können.“Würden diese unbrauchba­r werden, ginge wertvolles Material, um die Geschichte Österreich­s zu erforschen und zu dokumentie­ren, verloren. „Plakate zeigen den politische­n Kampf, offenbaren Ideologien und enthüllen, wie Regime mit politische­n Gegnern umgehen“, hebt Schwarz deren Relevanz hervor. Rund 3800 Stück sind im DÖW gelagert, viele der Plakate finden sich in keiner anderen Bibliothek.

Nachdem die Sammlung des gebürtigen Münsterane­rs Reh- Politisch-provokante­r Wahlaufruf der NSDAP 1932: Ein Mann im roten Anzug hält einen im schwarzen Anzug an der Hand, dazu der Slogan

se 1945 von den Amerikaner­n beschlagna­hmt worden war und deren unrechtmäß­ig erworbene Teile an die rechtmäßig­en Besitzer restituier­t worden waren, kam diese auf Umwegen nach Europa zurück. „Einen Hinweis darauf, dass auch Österreich einen Teil der Sammlung erhalten haben soll, gab es nirgends“, erklärt Schwarz. In einer Ausstellun­gspublikat­ion des Bayerische­n Hauptstaat­sarchives München fand sich schließlic­h der entscheide­nde Hinweis, dass ein Teil der Sammlung dem Österreich­ischen Staatsarch­iv übergeben worden sei, welcher sich seit 1970 zur Gänze im DÖW befindet.

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