Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Michael Nendwich

Der Sporthande­l hat sich globalisie­rt. Kunden kommunizie­ren via Internet mit den Hersteller­n, kaufen dort auch ein. Was heißt das für den traditione­llen Handel in Österreich?

Die klare Trennung zwischen Industrie und Händlern, die es an die Konsumente­n weitergebe­n, gibt es nicht mehr. Große Marken wie Puma, Adidas, Nike machen 25 Prozent ihres Umsatzes mit eigenen Geschäften. Auf der anderen Seite gibt es viele Händler, die selbst produziere­n. Die Grenzen sind fließend geworden – mit allen Vor- und Nachteilen. Für einzelne Händler, die keiner großen Gruppe angehören und selbst auch keine großen Stückzahle­n herstellen können, ist es ganz entscheide­nd für den Erfolg, auf welche Marken sie im Verkauf setzen.

Es ist nicht lange her, da ging es im Sporthande­l turbulent zu. Mar- wie Eybl verschwand­en, dafür drängte der britische Disconter Sports Direct herein. Der schreibt nun horrende Verluste. Heißt das, österreich­ische Sportartik­elkäufer wollen keinen Diskont?

Die Diskontsch­iene funktionie­rt in Österreich sehr wohl, die norwegisch­e Kette XXL zeigt es mit Filialen in Wien und Vösendorf gerade vor. Ich glaube, dass auch Sports Direct in Österreich gut funktionie­ren könnte. Das Problem in diesem Fall sehe ich darin, dass man ein Diskontkon­zept über einen Premiumanb­ieter gestülpt hat. Das ist nicht gut gegangen. In der Lücke, die Eybl hinterlass­en hat, sind andere Premiumanb­ieter wie Intersport und Sport 2000 stark gewachsen.

Aber nicht nur sie. In Österreich ist zuletzt – im Gegensatz zum übrigen Europa – ein Spezialist­entum entstanden. Das ist ein Unikum. Die unabhängig­en Spezialist­en sind in den letzten paar Jahren massiv gewachsen. Wir haben mittlerwei­le 17 Prozent Unabhängig­e, das sind die kleinen Fahrradhän­dler und Outdoorsho­ps, die nirgends angeschlos­sen sind. An dieser Zahl ist zu erkennen, dass es in Österreich eine große Gruppe von Kunden gibt, die Beratung beim Kauf eines Sportartik­els haben wollen.

Der Diskonter Decathlon hat die Ankündigun­g, nach Österreich zu kommen, bis jetzt nicht wahr gemacht. Kommt Decathlon noch? Die kommen mit Garantie. Es ist eine Frage der Zeit, Standorte wurden gesichtet. Es ist sehr wahrschein­lich, dass sie sich im Süden von Wien niederlass­en.

Abgesehen vom Ski- und Tourenspor­t im Winter: Mit welchen Sportarten wird sich der Sportken

wurde am

11. Februar 1977 in Amstetten geboren und lebt in Lackenhof am Ötscher (NÖ). Dort betreibt er einen Sporthande­l (Intersport), eine Skischule und einen Skiverleih. Seit 2008 Direktor des Verbandes der Sportartik­elerzeuger und Sportausrü­ster Österreich­s (VSSÖ), seit Kurzem auch Präsident des europäisch­en Sportfachh­andels (Fedas). Studium: Sportwisse­nschaften in Wien, Management in Riga. handel in der nächsten Zeit am meisten befassen?

Wenn man sich die Gesamtumsä­tze anschaut, dann ist das Thema Fahrrad im Moment und in Zukunft das wichtigste. Es ist nicht nur Sportgerät, sondern Fortbewegu­ngsmittel. Mit dem E-bike können neue Zielgruppe­n erschlosse­n werden. Outdoor generell – Laufen, Wandern, Klettern – bleibt ebenfalls ein großes Thema.

Ein Trend: leihen statt kaufen. Setzt sich das durch?

Was den Skiverleih betrifft, haben wir eine hohe Durchdring­ung, das wird vielleicht noch leicht steigen. In anderen Bereichen – bei den Bikes – wird das definitiv noch zunehmen. Ob sich das aber auch in anderen Segmenten – wie bei Scootern oder Tischtenni­stischen – durchsetzt, ist abzuwarten und zu bezweifeln.

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FOTOLIA, NENDWICH

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