Bulgarien
wohl seither die Durchschnittslöhne auf rund 500 Euro im Monat geklettert sind, dümpelt der Balkanstaat am Ende fast aller Eu-sozialstatistiken. Auch solide Wachstumsraten von drei Prozent, eine Arbeitslosigkeit von unter sechs Prozent und eine Staatsschuld von weniger als 30 Prozent haben den Exodus aus dem Billiglohnland ins Eu-ausland nicht stoppen können: Fast ein Fünftel seiner alternden Bevölkerung hat Bulgarien im letzten Vierteljahrhundert verloren. Denen, die bleiben, droht oft die Altersarmut: Mit Durchschnittspensionen von 170 Euro pro Monat kommen Rentner selbst in Bulgarien kaum mehr über die Runden. st Bulgariens Eu-glas halb leer oder halb voll? Zumindest im Großraum Sofia und in anderen Großstädten wie Plowdiw, Burgas oder Warna hat sich der Lebensstandard stark verbessert. Neue Auto-
Ibahnen, Schienentrassen, Häfen oder Metrolinien zeugen von den mit Eu-geldern erzielten Fortschritten. Gleichzeitig plagt viele Bulgaren das Gefühl, ihr Land habe die Chancen der EU nur bedingt genutzt. rößter Hemmschuh bleibt die florierende Vetternwirtschaft und der mangelhafte Rechtsstaat: Nach einer 2016 veröffentlichten Studie des Europaparlaments kostet die Korruption Bulgarien jährlich fast 15 Prozent seines Sozialprodukts. Oligarchenmacht und Geschäftsinteressen halten die mit ihnen eng verbandelte Politik und Justiz fest im Griff: Während selbst in Rumänien straffällig gewordene Politiker mittlerweile reihenweise auf der Anklagebank landen, haben korrupte Amtsträger in Bulgarien kaum Sanktionen zu fürchten.
Einem vor Weihnachten eilig verabschiedeten Antikorruptionsgesetz vermag selbst die
Geigene Staatsführung nicht zu vertrauen. Auch weil sogenannten „Whistleblowern“bei der Meldung von vermutlichen Korruptionsfällen keine Anonymität gewährt werde, hält die stellvertretende Präsidentin Iliana Jotowa das Gesetz für nicht funktionsfähig: „Es wurde nur verabschiedet, damit wir sagen können, wir haben zu Beginn der Eu-präsidentschaft ein Antikorruptionsgesetz.“n jährlichen Fortschrittsberichten liest die Eu-kommission Bulgarien wegen der ausbleibenden Erfolge im Kampf gegen die Korruption zwar ausführlich und meist folgenlos die Leviten. Den gegängelten Medien ist als Frühwarnsystem und vierte Gewalt im Balkanstaat weitgehend der Zahn gezogen. Im Pressefreiheitsindex von „Reporter ohne Grenzen“ist Bulgarien unter Eu-ägide seit 2007 vom 51. auf den 109. Rang gepurzelt.
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