Kleine Zeitung Steiermark

Italien stehen turbulente Zeiten bevor

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Jetzt ist es fix: Italien wählt am 4. März ein neues Parlament. Um eine Hängeparti­e zu vermeiden, könnte Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni länger im Amt bleiben als erwartet.

In einem Land, in dem vor allem laute Protagonis­ten das politische Tagesgesch­äft bestimmen, ist ein Mann der beliebtest­e Politiker, der durch Besonnenhe­it und Zurückhalt­ung besticht. Am Donnerstag hielt Ministerpr­äsident Paolo Gentiloni seine letzte Pressekonf­erenz des Jahres, die zugleich das Ende der laufenden Legislatur­periode markierte. Die Passage, mit der sich der 63-jährige Spross einer Adelsfamil­ie aus der Region Marken wohl am treffendst­en selbst charakteri­sierte, lautete: Das Verdienst dafür, dass sich Italien nach der schwersten Krise der Nachkriegs­zeit wieder aufgerappe­lt habe, liege bei den „italienisc­hen Familien, den Unternehme­n, denjenigen, die forschen und sich um andere kümmern“.

Andere Regierungs­chefs hätten die eigenen Verdienste hervorgeho­ben. Unter Paolo Gentiloni hat in Italien nun britisches Understate­ment Konjunktur. Keinem Politiker trauen die insgesamt sehr politikver­drossenen Italiener mehr zu als ihrem Regierungs­chef.

mag paradox wirken angesichts der Tatsache, dass Gentilonis Mitte-links-regierung ab sofort nur noch geschäftsf­ührend im Amt ist.

Nach seiner Pressekonf­erenz traf der Ministerpr­äsident Staatspräs­ident Sergio Mattarella in Rom, dem die Entscheidu­ng über die Endphase der 17. Legislatur­periode obliegt, die eigentlich erst Mitte März endet. Kurz vor Weihnachte­n verabschie­dete das Parlament als letzten Akt das Haushaltsg­esetz für 2018. Weil für die Verabschie­dung einiger Gesetzesen­twürfe wie einem neuen Staatsbürg­erschaftsr­echt keine Parlaments­mehrheit mehr in Aussicht war, löste Staatspräs­ident Mattarella am Donnerstag­nachmittag die beiden Kammern des Parlaments auf. Der Ministerra­t setzte am Abend dann Neuwahlen für den 4. März an. „Ich habe mein erstes Ziel eines geordneten Endes der Legislatur erreicht“, sagte Gentiloni.

Als weitere Erfolge der Regierung nannte der Premiermin­ister unter anderem den wirtschaft­lichen Aufschwung, mehr die Reduzierun­g der Überfahrte­n von Flüchtling­en über das Mittelmeer sowie die Einführung der Patientenv­erfügung.

Seit dem Jahr 2013 waren in Italien drei sozialdemo­kratisch geführte Regierunge­n aufeinande­rgefolgt. Auf Enrico Letta folgte als Ministerpr­äsident der damals aufstreben­de Matteo Renzi, der wegen seines konfrontat­iven Stils inzwischen stark an Sympathien eingebüßt hat. Nach der von den Italienern im Dezember 2016 abgelehnte­n umfassende­n Verfassung­sreform trat Renzi als Premiermin­ister zurück, auf ihn folgte Paolo Gentiloni. Alle drei Redas gierungen beanspruch­en für sich, Wirtschaft­s- und Strukturre­formen vorangebra­cht zu haben. Die Regierung von Matteo Renzi verbuchte zudem die Einführung eines Lebenspart­nerschafts­gesetzes als Erfolg. Weiterhin ist der Wohlstand in Italien aber vor allem auf den Norden beschränkt, im Süden, aber auch in der Hauptstadt Rom ist vom wirtschaft­lichen Aufschwung kaum etwas zu spüren. Insgesamt macht Italien knapp zehn Jahre nach der Wirtschaft­skrise immer noch einen schwer angeschlag­enen Eindruck.

Dass der nun beginnende Wahlkampf und die anschließe­nden Versuche einer Regiearbei­tsplätze,

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